Veranstaltungsreihe: Aspekte des Antisemitismus
Im Wintersemester 2024/25 lädt die OTH Regensburg unter der Schirmherrschaft des Vizepräsidenten Prof. Dr. Oliver Steffens und des Vizepräsidenten und Antisemitismusbeauftragten Prof. Dr. Christoph Skornia zur Veranstaltungsreihe "Aspekte des Antisemitismus", welche unter der konzeptionellen Leitung Prof.in Dr.in Martina Ortners in Zusammenarbeit mit der Servicestelle Gleichstellung und Vielfalt entstand. Die Abschlussveranstaltung am 23.01.2025 findet in Kooperation mit der Stadt Regensburg im Runtingersaal (Keplerstr. 1, 93047 Regensburg) statt.
Insbesondere seit den Angriffen der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat sich die Relevanz einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Antisemitismus in all seinen Ausprägungen weiter verdeutlicht. Die politischen und gesellschaftlichen Debatten weltweit und in Deutschland zeigen, dass antisemitisches Gedankengut in allen Gesellschaftsschichten und politischen Lagern - oft versteckt - anzutreffen ist. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe geben verschiedene Expert*innen Einblicke in die Dimensionen und Formen des Antisemitismus. Die OTH Regensburg möchte somit ein Bildungsangebot über und gegen Juden:Jüdinnenhass für alle Interessierten schaffen.
"Aspekte des Antisemitismus" ist interdisziplinär konzipiert und beleuchtet die menschenfeindliche Diskriminierungsform aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven. Nach den jeweiligen Fachvorträgen werden die Referierenden in einer Podiumsdiskussion mit verschiedenen Akteur*innen und Expert*innen ins Gespräch kommen. So soll Antisemitismus in seinen historischen und kontemporären Ausprägungen sowie Wirkweisen identifiziert, benannt und bekämpft werden können.
Die OTH Regensburg versteht sich als weltoffener Ort des gewaltfreien Miteinanders aller Hochschulmitglieder, unabhängig von Geschlecht, Stellung, Alter, familiären Verpflichtungen, evtl. vorhandenen Behinderungen oder Erkrankungen, Herkunft und Religion. Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung haben keinen Platz an der OTH Regensburg. Mit dieser Veranstaltungsreihe setzt die Hochschule ein klares Zeichen gegen Antisemitismus und jegliche Form der Menschenfeindlichkeit.
Alle Veranstaltungen - bis auf die Abschlussveranstaltung - finden in Präsenz im Raum D 002 (OTH Regensburg, Galgenbergstr. 30, 93053 Regensburg) statt. Teilweise kann eine zusätzliche Überttragung der Veranstaltung via Zoom angeboten werden. Weitere Informationen siehe unten.
Der Besuch der Veranstaltungsreihe ist grundsätzlichen allen Interessierten kostenfrei nach vorheriger Anmeldung jedoch unter Einlassvorbehalt möglich.
Bitte beachten Sie, dass wir uns vorbehalten, Einzelpersonen oder Personengruppen den Einlass zu verwehren.
Es gilt das Hausrecht der OTH Regensburg.
Sollten Sie sich während der Veranstaltung unwohl fühlen oder Gesprächsbedarf haben, können Sie unsere Awareness-Person ansprechen. Sie erkennen die Person an ihrer lilafarbenen Weste.
Informationen zur Barrierefreiheit:
Der Raum D 002 ist barrierefrei zugänglich.
Bitte beachten Sie, dass der Runtingersaal - der Veranstaltungsort für den 23.01.2025 - nicht barrierefrei zugänglich ist!
Leider können wir keine Übersetzung in Gebärdensprache anbieten.
Veranstaltungsprogramm:
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Prof.in Dr.in Christine Kirchhoff
Antisemitismus und Psychoanalyse – Projektion und „kritische Selbstbesinnung“
Theodor W. Adorno schrieb, dass der „Hass gegen die Psychoanalyse unmittelbar eins (sei) mit dem Antisemitismus“, nicht nur da Freud Jude war, „sondern weil die Psychoanalyse genau in jener kritischen Selbstbesinnung besteht, welche die Antisemiten in Weißglut versetzt.“ (Adorno 1959)
Eine psychoanalytische Auseinandersetzung mit und eine Kritik des Antisemitismus ist seit dem 07.10.2023 dringlicher denn je, zeigt sich seitdem doch eindrücklich, wie latent schon lange vorhandener Antisemitismus virulent wird und sich ausbreitet. Moderner Antisemitismus zielt auf Vernichtung: Erst wenn die Juden von der Welt bzw. Israel von der Landkarte verschwunden ist, dann ist alles gut, d.h. vollkommen, lückenlos und ohne Widersprüche, so lässt sich die zentrale, auf Projektion beruhende, antisemitische Phantasie zusammenfassen.
Der Vortrag untersucht die Psychodynamik des Antisemitismus, erläutert diese an aktuellen Beispielen aus Medien und von Demonstrationen und stellt die Frage, was heute unter der „kritischen Selbstbesinnung“ zu verstehen sein könnte.
Die Referentin
Prof.in Dr.in Christine Kirchhoff ist Professorin für Psychoanalyse, Subjekt- und Kulturtheorie an der Internationalen Psychoanalytischen Universität Berlin, Psychoanalytikerin (DPV/IPA) in eigener Praxis und Mitglied im neu gegründeten Netzwerk Psychotherapie gegen Antisemitismus.
Ihre Forschungsschwerpunkte sind Metapsychologie und psychoanalytische Konzeptforschung, Psychoanalyse in der Kritischen Theorie, Kritik der (psychoanalytischen) Zeitdiagnostik, Psychoanalyse und Klimawandel und Kritik des Antisemitismus.
2021 erschien in der Schriftenreihe des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft, Schwerpunkt Antisemitismus, ihr Aufsatz Das Gerücht über die Juden – zur (Psycho-)Analyse von Antisemitismus und Verschwörungsideologie. Eine Auswahl aktueller Publikationen sind Bindung und Entbindung. Ein politisch-psychoanalytischer Versuch über Identifizierung, Solidarität und Angst, in: Decker, Oliver & Türcke, Christoph „Kritische Theorie – Psychoanalytische Praxis“ und Kein gutes Thema für die Zukunft. Wie wir den Klimawandel erleben: Über die folgenreiche Abwehr einer bedrohlichen Realität.
Mehr Informationen zu Prof.in Dr.in Christine Kirchhoff: https://www.ipu-berlin.de/professoren/kirchhoff-christine/
Das Panel
Dr.in Nina Rabuza, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
Dr.in Nina Rabuza ist Universitätsassistentin (Post-Doc) am Lehr-und Forschungsbereich außerschulische politische Bildung und soziale Ungleichheit am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Innsbruck. Für ihre Dissertation forschte sie zu Darstellung von Vergangenheit an der KZ-Gedenkstätte Dachau und wurde dazu 2022 an der Freien Universität Berlin im FB Philosophie promoviert. Ihre Dissertation erschien 2023 unter dem Titel Verräumlichte Erinnerung. Die Grenzen der Darstellung nationalsozialistischer Gewalt am Model der KZ-Gedenkstätte Dachau.
Eine weitere Auswahl ihrer Publikationen zum Thema Antisemitismus sind Zwischen extrem rechten Anfeindungen und staatlicher Vereinnahmung. Gedenkstätten, die AfD und die "Brandmauer" gegen "rechts"– ein Blick nach Bayern in: Rechts, wo die Mitte ist. Die AfD und die Modernisierung des Rechtsextremismus, Münster: Unrast 2024 und der 2025 erscheinende Band Das Subjekt des Erinnerns. Eine antisemitismustheoretische Kritik der Erinnerungspädagogik in: Ticketdenken, gesellschaftkritische Perspektive auf Antisemitismus und Bildung.
Jan Nowak, Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Bayern
Jan Nowak ist als freier Journalist und bei der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Bayern tätig und schwerpunktmäßig für die Bezirke Niederbayern und Oberpfalz zuständig. In seiner Rolle als Experte für Rechtsextremismus hält Nowak regelmäßig Vorträge und Informationsveranstaltungen zu verschiedenen Themen in diesem Bereich.
Seine Arbeit umfasst die Analyse aktueller rechtsextremer Strukturen und Entwicklungen sowie die Aufklärung der Öffentlichkeit über diese Phänomene. Nowak befasst sich unter anderem mit Themen wie der Ideologie rechtsextremer Parteien, deren Strategien und Auswirkungen auf die Gesellschaft.
Als Teil der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus bietet er Unterstützung und Beratung für Menschen und Organisationen, die sich gegen Rechtsextremismus und Ideologien der Ungleichheit einsetzen möchten. Sein Fachwissen und seine Erfahrung machen ihn zu einem gefragten Referenten bei Veranstaltungen zur Extremismusprävention und politischen Bildung in Bayern.
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Prof. Dr. Magnus Brechtken
Moderner Antisemitismus: Rassistische Konzepte zur „Endlösung der Judenfrage“ 1855 bis 1945
Die Geschichte des modernen Antisemitismus begann in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Den Begriff Antisemitismus selbst prägte 1879 ein deutscher Journalist. Seither hat sich die traditionelle religiöse Judenfeindschaft in einer rassistische Ideologie gewandelt, die in ganz Europa Anhänger und Propagandisten fand. Adolf Hitler und die Nationalsozialisten nahmen diese Traditionen auf und begründeten damit ihre Staatsideologie. Vorstellungen, dass die »Judenfrage« gewaltsam durch Aussiedlung, Gheottisierung und Massenmord »gelöst« werden solle, gibt es ebenfalls seit dieser Zeit. Hitler und seine Anhänger formten hieraus ein ideologisches Staatsziel, dass sie, einmal an der Macht, Schritt für Schritt radikalisierend verfolgten. Der Vortrag beschreibt die historische Entwicklung von der Entstehung der Rassentheorien in den 1850er Jahren bis zum Massenmord und dem Ziel einer »Endlösung« im Zweiten Weltkrieg.
Der Vortrag kann auch via Zoom online besucht werden. Der Zoom-Link wird am Tag der Veranstaltung an alle Angemeldeten versandt.
Der Referent
Prof. Dr. Magnus Brechtken ist stellvertretender Direktor des Instituts für Zeitgeschichte München mit den Hauptarbeitsgebieten Vorgeschichte und Geschichte des Nationalsozialismus; Geschichte des Antisemitismus; deutsch-britisch-amerikanische Beziehungen seit dem 19. Jahrhundert; Medien und Politik im 20. Jahrhundert; Politische Memoiren; internationaler Diskurs zur Verarbeitung der nationalsozialistischen Herrschaft seit 1945.
Er ist mehrfacher Autor, unter anderem des Buches Die nationalsozialistische Herrschaft 1933–1939, sowie diverser Artikel zum Thema Antisemitismus, darunter Auswärtiges Amt, Sicherheitsdienst und Reichssicherheitshauptamt 1933 bis 1942. Antisemitismus und Judenpolitik zwischen Machtfrage und Radikalisierungserfahrung.
Mehr Informationen zu Prof. Dr. Magnus Brechtken: https://www.ifz-muenchen.de/das-institut/mitarbeiterinnen/ea/mitarbeiter/magnus-brechtken
Das Panel
Dr. Carmen Reichert vom Jüdischen Museum Augsburg
Prof. Dr. Jörg Skriebeleit, Honorarprofessorfür Vergleichende Kulturwissenschaft an der Universität Regensburg und Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
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Dr.in Ulricke Becker
Islamischer Antisemitismus
Der Begriff "islamischer Antisemitismus" zielt nicht pauschal auf Muslim*innen oder pauschal auf den Islam. Der islamische Antisemitismus unterscheidet sich jedoch von anderen Formen des Antisemitismus: Er speist sich aus spezifischen Quellen und zeigt spezifische Äußerungsformen. Der Vortrag diskutiert Erscheinungsformen, Motive und Quellen dieser Form des Antisemitismus. Welche Rolle spielen Motive aus der Zeit des Frühislams und inwiefern wurden antisemitische Verschwörungsfantasien europäischen Ursprungs in die soziokulturellen Diskurse in der arabischen und islamischen Welt integriert? Wie verbreitet ist diese Form des Antisemitismus in Deutschland und Europa heute und welche Rolle spielt diese Form des Antisemitismus im Islamismus?
Die Referentin
Dr.in Ulrike Becker ist Historikerin und Forschungsleiterin im "Mideast Freedom Forum Berlin", einer Berliner Nicht-Regierungsorganisation für politische Bildung und politische Beratung. Sie ist die Expertin des MFFB für Beziehungen zum Iran und verantwortlich für Forschung, Medien, Briefings und Policy Paper für Journalisten und Politiker/innen. Sie entwickelt Konzepte gegen Antisemitismus und organisiert öffentliche Veranstaltungen und Vorträge. Davor arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei "YIISA" - einem Institut für Antisemitismusforschung an der Yale University in New Haven / USA.
Zum Thema Antisemitismus publizierte sie unter anderem die Aufsätze Islamischer Antisemitismus sowie Die Wurzeln des arabischen Boykotts gegen Israel.
Weitere Informationenhier.
Das Panel
Daria Arjannikov, ufuq (Fachstelle zur Prävention religiös begründeter Radikalisierung in Bayern)
Dr. Daniel Miehling (OTH Regensburg)
Daniel Miehling ist Postdoc am Institute for the Study of Contemporary Antisemitism (ISCA) an der Indiana University Bloomington (USA) und beschäftigt sich mit der Verbreitung von Desinformation, gegenwärtigem Antisemitismus und Verschwörungsphantasien in sozialen Medien. Seine interdisziplinäre Forschung integriert Methoden der Computational Social Science, der Linguistik und der empirischen Sozialforschung, um Dynamiken politischer Kommunikation anhand von nutzergenerierten Inhalten zu analysieren. Dr. Miehling promovierte in Allgemeiner Linguistik an der Technischen Universität Berlin. Seine Dissertation mit dem Titel "Online-Antisemitismus verstehen: Hassrede im Web 2.0" ist im Oktober 2024 bei Nomos erschienen. In seiner aktuellen Forschung konzentriert er sich auf Massenkommunikationsdynamiken in sozialen Netzwerken und die Entwicklung neuer Methoden, um den Herausforderungen der Online-Medienanalyse zu begegnen. Des Weiteren ist er Lehrbeauftragter an der OTH-Regensburg.
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Prof. Dr. Lars Rensmann
Rechtsextremer Antisemitismus: Zur Aktualität von Verschwörungswahn und Judenfeindschaft in radikal rechten Parteien und Bewegungen
Nicht erst seit der Popularisierung der antisemitischen und migrationsfeindlichen Verschwörungsfantasie vom "Großen Bevölkerungsaustausch" in rechtsextremen und rechtspopulistischen Milieus, Parteien und Bewegungen ist deutlich, dass Antisemitismus weiterhin ein Kernbestandteil radikal rechter Ideologie ist. Der Vortrag analysiert antisemitische Elemente in der gegenwärtigen radikalen Rechten in Europa und erklärt aus politikwissenschaftlicher Perspektive, warum Judenfeindschaft dem rechtsradikalen Weltbild in Vergangenheit und Gegenwart eingeschrieben ist.
Der Vortrag kann auch via Zoom online besucht werden. Der Zoom-Link wird am Tag der Veranstaltung an alle Angemeldeten versandt.
Der Referent
Dr. Lars Rensmann ist Professor am Lehrstuhl für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Vergleichende Regierungslehre an der Universität Passau. Bevor er nach Passau kam, war Lars Rensmann Professor für Europäische Politik und Gesellschaft sowie Gründungsdirektor des Forschungszentrums für Demokratische Kulturen und Politik an der Universität Groningen. Zuvor war er Professor für Politikwissenschaft und Leiter der Abteilung für Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen an der John Cabot University in Rom, Italien. Vor seiner Rückkehr nach Europa war er Assistenzprofessor für Politikwissenschaft an der University of Michigan, Ann Arbor, USA. Er ist Mitglied mehrerer wissenschaftlicher und redaktioneller Beiräte, darunter das Journal of International Political Theory. Seine Forschungsschwerpunkte sind Politische Theorie, Europapolitik und Internationale Politik. Außerdem beschäftigt er sich intensiv mit Antisemitismus sowie Rechtsextremismus.
Eine Auswahl seiner Publikationen aus dem Themenbereich Antisemitismus sind the Politics of Unreason: The Frankfurt School and the Origins of Modern Antisemitism und Politics and Resentment: Antisemitism and Counter-Cosmopolitanism in the European Union.
Mehr Informationen zu Prof. Dr. Lars Rensmann: https://www.sobi.uni-passau.de/politikwissenschaft/team/prof-dr-lars-rensmann
Das Panel
Dr.in Britta Schellenberg, LMU
Dr.in Britta Schellenberg ist Politikwissenschaftlerin und Rechtsextremismusforscherin. Sie studierte Germanistik, Anglistik und Jüdische Studien/Geschichte in Heidelberg, London und Berlin. Schellenberg promovierte am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin mit einer Arbeit über die Rechtsextremismus-Debatte in Deutschland.
Aktuell ist sie Gründungsdirektorin des Zentrums "Den Menschen im Blick" und lehrt Politikwissenschaft und Politikdidaktik an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie an der Stiftungsuniversität Hildesheim. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen die radikale Rechte, Vorurteilsforschung und kritische Diskursanalyse.
Schellenberg entwickelt und leitet nationale und internationale Forschungs- und Bildungsprojekte, wie „Strategies for Combating Right-Wing Extremism in Europe“ (CAP/Bertelsmann Stiftung). Sie berät verschiedene staatliche und zivilgesellschaftliche Akteure und war unter anderem Sachverständige im NSU-Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages. Ihre Arbeit konzentriert sich auf Themen wie Demokratie, Rassismus, Diskriminierung und Rechtsextremismus.
Florian Hiermeier, Fachstelle Demokratie München
Florian Hiermeier ist Mitarbeiter der Fachstelle für Demokratie der Landeshauptstadt München. Er hat in München und Vilnius Politikwissenschaften und Neuere und Neueste Geschichte studiert. Anschließend war er in der historisch-politischen Bildungsarbeit sowie in der Arbeit gegen aktuelle Formen von Rechtsextremismus tätig. Sein inhaltlicher Schwerpunkt liegt auf den Themen Antisemitismus und Antiziganismus in all ihren Facetten.
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Randi Becker
Kein Platz für Jüdinnen? Formen des feministischen Antisemitismus
Leider muss die Veranstaltung am 9. Januar 2025 mit dem Titel "Kein Platz für Jüdinnen? Formen des feministischen Antisemitismus" entfallen.
FeministInnen bezeichnen sich heute oft als „intersectional feminist“. Das soll abbilden, dass FeministInnen für sich beanspruchen, nicht nur gegen sexistische Diskriminierung zu kämpfen, sondern für einen inklusiven Feminismus stehen wollen, der auch die Kategorien race und class, also rassistische und klassistische Diskriminierungen, in den Blick nimmt. So versuchen aktuelle feministische Strömungen Feminismus nicht nur als Bewegung weißer Mittelstandsfrauen zu definieren, sondern Feminismus als gemeinsamen Kampf unterschiedlichster Frauen und LGBTIQ zu verstehen. Trotz dieser vermeintlichen Sensibilität gegenüber verschiedenen Diskriminierungsformen nehmen die antisemitischen Tendenzen in aktuellen feministischen Strömungen zu oder treten sichtbarer und hörbarer zutage. Viele (queer-) feministische Gruppen unterstützen BDS (Boycott Divestment Sanctions), werfen Israel Homonationalismus und Pinkwashing vor und vertreten so antizionistische und antisemitische Positionen. Antisemitismus im Feminismus ist dabei aber weder ein neues noch ein rein queeres Phänomen, sondern zieht sich durch diverse feministische Strömungen und Theorien. Insbesondere seit dem 7. Oktober 2023 äußert sich der Antisemitismus in der Linken und im Feminismus jedoch ganz ungebrochen und in neuer Qualität wie Quantität. Im Vortrag führt die Referentin in verschiedene Formen von modernem Antisemitismus ein und zeigt, wie sich diese Formen auch in feministischen Theorien und Strömungen der Vergangenheit und Gegenwart finden.
Der Vortrag kann auch via Zoom online besucht werden. Der Zoom-Link wird am Tag der Veranstaltung an alle Angemeldeten versandt.
Die Referentin
Randi Becker hat Sozialwissenschaften, Soziologie und Politische Theorie in Gießen, Darmstadt und Frankfurt studiert und ist Doktorandin der Universität Passau. Sie arbeitet als Lehrbeauftragte an verschiedenen Universitäten sowie als Dozentin der politischen Bildung vor allem zu den Themen Antisemitismus in feministischen und postkolonialen Theorie, sowie zu Geschlechterverhältnisse im Nationalsozialismus und lokaler NS-Frauengeschichte.
Das Panel
Prof. Dr. Clarissa Rudolph, OTH Regensburg
Dr. Katrin Degen, TH Nürnberg
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Prof. Dr. Stephan Grigat
Persistenz des Antizionismus. Israelbezogener Antisemitismus in Geschichte und Gegenwart
Der Vortrag wird zum einen Grundzüge einer Kritischen Theorie des Antizionismus skizzieren, frühe Formen eines antisemitischen Antizionismus vor der Gründung Israels beleuchten und die Modifikationen in den diversen Ausprägungen des Antizionismus nach 1945 darstellen, um davon ausgehend die aktuelle Debatte über „israelbezogenen Antisemitismus“ und „Israelkritik“ zu analysieren. Zum anderen soll verdeutlicht werden, vor welchen Herausforderungen Israel durch die veränderten Realitäten des Nahen Ostens und durch die aktuellen Erscheinungsformen eines eliminatorischen Antizionismus steht.
Der Vortrag kann auch via Zoom online besucht werden. Der Zoom-Link wird am Tag der Veranstaltung an alle Angemeldeten versandt.
Der Referent
Prof. Dr. Stephan Grigat ist Professor für Theorien und Kritik des Antisemitismus an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen und Leiter des Centrum für Antisemitismus- und Rassismusstudien (CARS). Er ist Forschungsstipendiat am London Center for the Study of Contemporary Antisemitism sowie am Herzl Institute for the Study of Zionism der University of Haifa. Unter anderem war er ständiger Mitarbeiter und Gastprofessor für Israel Studies am Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien der Universität Potsdam. Seine Forschungsschwerpunkte sind Antisemitismus und Rassismus, Marx und Kritische Theorie, Nationalsozialismus und Postnazismus, Israel und Zionismus, Iran und Islamismus und die Geschichte der Linken.
Eine Auswahl seiner Publikationen zum Thema Antisemitismus sind Die Einsamkeit Israels. Zionismus, die israelische Linke und die iranische Bedrohung, sowie Kritik des Antisemitismus heute: Zur kritischen Theorie antijüdischer Projektionen, der Persistenz des Antizionismus und der aktuellen Gefahr des islamischen Antisemitismus in: Medienimpulse und Zionistische Selbstbehauptung in einer feindlichen Umwelt: Vom Sinai-Krieg zur Zweiten Intifada und der iranischen Bombe in: Benny Morris: 1948. Der erste arabisch-israelische Krieg.
Mehr Informationen zu Prof. Dr. Stephan Grigat: https://katho-nrw.de/grigat-stephan-prof-dr
Das Panel
Prof. Dr. Marina Martinez Mateo, Akademie der Bildenden Künste, München
Nikolai Schreiter, Universität Passau
Nikolai Schreiter ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im ForGeRex-Teilprojekt "Antisemitische Verschwörungsmythen und Krisendiskurse im Rechtsextremismus" am Lehrstuhl für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Vergleichende Regierungslehre der Universität Passau sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter am dortigen Lehrstuhl Soziologie. Er hat in Wien und Jerusalem Politikwissenschaft und Internationale Entwicklung studiert und die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus RIAS Bayern mit aufgebaut. Seine Forschung beschäftigt sich mit gegenwärtigem Antisemitismus und Antizionismus, der extremen Rechten (in Bayern) und kritischer Theorie.
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Moderiert von Shahrzad Eden Osterer (BR) kommen am 23.01.2025 nach einem Kurzvortrag von Dr.in Annette Seidel-Arpacı von RIAS Bayern unsere Gäste im Runtingersaal der Stadt Regensburg ins Gespräch.
Gäste:
Dr.in Annette Seidel-Arpacı (RIAS Bayern)
Dr. Ludwig Spaenle (Beauftragter für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe Bayern)
Gertrud Maltz-Schwarzfischer (Oberbürgermeisterin Stadt Regensburg)
Prof. Dr. Christoph Skornia (Vizepräsident und Antisemitismusbeauftragter der OTH)
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Becker, Ulrike: Die Wurzeln des arabischen Boykotts gegen Israel. In: Deutsch-Israelische Gesellschaft e.V. (Hg.): Boykottbewegungen gegen Israel. Widerspruch mit Informationen und Argumenten. Berlin: Deutsch-Israelische Gesellschaft e.V., S. 18-21, 2016.
Becker, Ulrike: Islamischer Antisemitismus. In: Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (Hg.): Wissen schafft Demokratie. Schwerpunkt Antisemitismus, Band 8, S. 72–83, 2020.
Becker, Randi: Krise und Boykott aus antisemitismuskritischer Perspektive. Moderner Antisemitismus als Reaktion auf die krisenhafte Moderne - am Beispiel von Israelboykotten. In: Vomberg, Elfi / Stauss, Sebastian / Schürmer, Anna (Hg.): Krise – Boykott – Skandal. Konzertierte Ausnahmezustände. München: edition text+kritik, S. 85-109, 2021.
Becker, Randi: Moderner Antisemitismus und Rassismus – Überschneidungen und Unterschiede. In: Schreiber, Horst / Hussl, Elisabeth (Hg.): Im Aufwind. Gaismair-Jahrbuch 2023. Innsbruck: StudienVerlag, S. 72-79, 2022.
Becker, Randi: Zur Integration von Antisemitismus in aktuelle (queer-) feministische Theorien am Beispiel von Angela Davis und Jasbir Puar. In: Schmidt, Lennard et al. (Hg.): Antisemitismus zwischen Kontinuität und Adaptivität. Interdisziplinäre Perspektiven auf Geschlechte, Aktualität und Prävention. Göttingen, V&R unipress, S. 137-156, 2022.
Brechtken, Magnus: Auswärtiges Amt, Sicherheitsdienst und Reichssicherheitshauptamt 1933 bis 1942. Antisemitismus und Judenpolitik zwischen Machtfrage und Radikalisierungserfahrung. In: Hürter, Johannes /Mayer, Michael (Hg.): Das Auswärtige Amt in der NS-Diktatur. Oldenbourg: DE GRUYTER, S. 151-164, 2014.
Brechtken, Magnus: Die nationalsozialistische Herrschaft 1933–1939, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2004.
Brechtken, Magnus: „Madagaskar für die Juden“. Antisemitische Idee und politische Praxis 1885-1945. 2. Auflage. München, R. Oldenbourg Verlag, 1998.
Brechtken, Magnus: Madagaskar Plan. In: Benz, Wolfgang (Hg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 3: Begriffe, Theorien, Ideologien. München: Saur, S. 200-205, 2010.
Grigat, Stephan: AfD & FPÖ. Antisemitismus, völkischer Nationalismus und Geschlechtsbilder. Baden-Baden: Nomos, 2017.
Grigat, Stephan: Kritik des Antisemitismus heute. Zur kritischen Theorie antijüdischer Projektionen, der Persistenz des Antizionismus und der aktuellen Gefahr des islamischen Antisemitismus. In: Grigat, Stephan (Hg.): Kritik des Antisemitismus in der Gegenwart. Erscheinungsformen – Theorien – Bekämpfung. Baden-Baden: Nomos, S. 11-48, 2023.
Grigat, Stephan: Persistenz des Antizionismus. Neuere Publikationen zu Israel, Zionismus und iranischem Regime. In: sans phrase. Zeitschrift für Ideologiekritik, 5. Jg., 9/2016, S. 40-58.
Heimbach-Steins, Marianne / Schöttler, Heinz-Günther / Ertl, Heimo (Hg.): Religionen im Dialog. Christentum, Judentum und Islam (Bamberger Theologisches Forum, Band 5). Münster: Lit, 2003.
Kirchhof, Christine: „Das Gerücht über die Juden“ – zur (Psycho-)Analyse von Antisemitismus und Verschwörungsideologie In: Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (Hg.): Wissen schafft Demokratie. Schwerpunkt Antisemitismus, Band 8. Jena: Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft, S. 104-115.
Kirchhof, Christine: Gefühlsbefreiung-by-proxy. Zu Psychoanalyse und Autoritarismus heute. In: Stahl, Andreas et. al. (Hg.): Konformistische Rebellen, Berlin, Verbrecher Verlag, 2020.
Kirchhof, Christine: „Ich bin Volker.“ Metapsychologische Überlegungen zu Masse, Solidarität und Universalismus. In: Brunner, Markus et.al. (Hg.): Sozialpsychologie der Massenbildung, Heidelberg, Springer, 2022.
Kirchhof, Christine: Nicht-Identisches und die Sehnsucht nach der „vollen Identität“ und was will eigentlich „das Weib“? In: Stögner, Karin & Colligs, Alexandra (Hg.): Kritische Theorie und Feminismus, Frankfurt am Main, Suhrkamp, 331-346, 2022.
Nowak, Jan: Die Rechtsrockszene als Motor rechter Jugendkultur. Musik als Ausdruck der Gesinnung. In: Franke, Silke (Hrsg.): Rechtes Land? Demokratie stärken (Aktuelle Analysen 76). München: Hanns-Seidel-Stiftung e.V., S. 60-65, 2020.
Rabuza, Nina / Burghardt, Daniel: Das Subjekt des Erinnerns. Eine antisemitismustheoretische Kritik der Erinnerungspädagogik. In Rajal, Elke et al. (Hg.): Ticketdenken, gesellschaftkritische Perspektive auf Antisemitismus und Bildung". (Erscheinungsdatum: 2025)
Rabuza, Nina: Repräsentationen von Leiden – Denkmäler an der KZ-Gedenkstätte Dachau. In: Benini, Erika/ Eusterschulte, Anne (Hg.): Kritik(en) des Leidens. Berlin: Neofelis, S. 287-300, 2024.
Rabuza, Nina: Verräumlichte Erinnerung. Die Grenzen der Darstellung nationalsozialistischer Gewalt am Modell der KZ-Gedenkstätte Dachau. Frankfurt/New York: Campus Verlag, 2023.
Rabuza, Nina / Ruhland, Katharina / Sturn, Michael: Zwischen extrem rechten Anfeindungen und staatlicher Vereinnahmung. Gedenkstätten, die AfD und die "Brandmauer" gegen "rechts"– ein Blick nach Bayern. In: Mense, Thorsten / Goetz, Judith (Hg.): Rechts, wo die Mitte ist. Die AfD und die Modernisierung des Rechtsextremismus, Münster: Unrast, S. 174-193, 2024.
Reichert, Carmen / Bannasch, Bettina / Wildfeuer, Alfred (Hg.): Zukunft der Sprache - Zukunft der Nation? Verhandlungen des Jiddischen und Jüdischen im Kontext der Czernowitzer Sprachkonferenz. Berlin/Boston: De Gruyter Oldenbourg, 2022.
Reichert, Carmen: Von Nathan Birnbaum zu Nosn Birnboym. Das Engagement eines Wiener Bürgers für die jiddische Sprache im Kontext der national-jüdischen Bewegungen. In: Mehrsprachigkeit – Identität – Authentizität. Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik. Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2021, S. 240-253.
Reichert, Carmen: Poetische Selbstbilder : deutsch-jüdische und jiddische Lyrikanthologien 1900–1938. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2019.
Rensmann, Lars: "Against Globalism": Counter-Cosmopolitan Discontent and Antisemitism in Mobilizations of European Extreme Right Parties. In: Rensmann, Lars / Schoeps, Julius H. (Hg.): Politics and Resentment: Antisemitism and Counter-Cosmopolitanism in the European Union. Leiden: Brill, S. 117-146, 2011.
Rensmann, Lars: Das Phantasma der Weltverschwörung: Konspirationsmythen und Antisemitismus in Zeiten von globaler Demokratie- und Coronakrise. In: Bernstein, Julia/ Grimm, Marc/ Müller, Stefan (Hg): Schule als Spiegelbild der Gesellschaft: Antisemitismus erkennen und handeln. Frankfurt/M: Wochenschau Verlag, S. 105-130, 2022.
Rensmann, Lars: Rückkehr des politischen Antisemitismus? Vergleichende Befunde in der europäischen Gegenwart. In: Beyer, Heiko/ Krauß, Martin (Hrsg.): Amerika-Europa: Transatlantizismus als Erkenntnisstrategie. Festschrift für Andrei S. Markovits zum 70. Geburtstag. Berlin: Verbrecher Verlag, S. 83-114, 2020.
Rensmann, Lars: The Contemporary Globalization of Political Antisemitism: Three Political Spaces and the Global Mainstreaming of the ‘Jewish Question’ in the Twenty-First Century. In: Journal of Contemporary Antisemitism, 3. Jg., 1/2020, S. 83-107.
Schöttler, Heinz-Günther: Re-Visionen christlicher Theologie aus der Begegnung mit dem Judentum. Würzburg: Ergon, 2016.
Seidel-Arpacı, Annette: Antisemitismus Vorfälle in Bayern 2023. München: RIAS Bayern, Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern, 2024.
Seidel-Arpacı, Annette : „Free Palestine from German guilt“? Israelbezogener Antisemitismus in Bayern nach dem 7. Oktober. München: RIAS Bayern, Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern, 2024.
Seidel-Arpacı, Annette: "From the river to the sea". Israelbezogener Antisemitismus in Bayern 2021. München: RIAS Bayern, Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern, 2021.
Skriebeleit, Jörg: Ende der Zeitzeugenschaft – Unruhe Bewahren. In: Reichwald, Anika/ Scharnetzky, Julius/ Lauer, Johannes/ Loewy, Hanno/ Skriebeleit, Jörg (Hrsg.): Ende der Zeitzeugenschaft? Über den Umgang mit Zeugnissen von Überlebenden der NS-Verfolgung. Göttingen: Wallstein Verlag, S. 372-381, 2024.
Skriebelt, Jörg: Was bleibt - Nachwirkungen des Konzentrationslagers Flossenbürg. Katalog zur Dauerausstellung. Göttingen: Wallstein, 2011.