OTH-Lehrinnovationsprofessur 2023

Prof. Dr. Max Singh im Interview

 

Herr Prof. Dr. Singh, was machen Sie in Ihrer Innovationsprofessur?

In meiner Lehrinnovationsprofessur im Bereich Biomedical Engineering liegt der Schwerpunkt auf der Entwicklung und Implementierung einer begleitenden und fachspezifischen Entrepreneurship-Ausbildung. Die Integration der Lehrinhalte in ausgewähltes, existierendes Studienangebot soll den Studierenden dabei nicht nur die Grundlagen des unternehmerischen Handelns, sondern auch Expertise in den Bereichen Regulatorik bzw. Zulassung und Qualitätsmanagementsysteme in der Medizintechnik vermitteln. Schließlich sind diese beiden Themen so grundlegend, dass sie für ein Start-Up in unserer Branche von Anfang an berücksichtigt werden müssen. Konkret umfasst meine Arbeit die Erstellung von Lehrplänen, die Gestaltung von Lehrveranstaltungen und die Betreuung unternehmerischer Projekte. Mein Hauptziel ist, den Studierenden das unternehmerische Arbeiten näherzubringen, sei es durch projektbezogene Aufgaben oder Gründungsaktivitäten.

 

Wie könnten andere Lehrende, Studierende und Forschende (der OTH) von Ihren Projekten profitieren?

Ich sehe durchaus das Potenzial, dass andere Lehrende, Studierende und auch Forschende an der OTH profitieren können. Beispielsweise durch meine Erfahrung aus neuen Lehrmethoden (wie z. B. dem Action Learning), die sie in ihre eigenen Fachbereiche integrieren können. Studierende erhalten zudem die Möglichkeit, unter ausgewählten, realen Bedingungen an unternehmerischen Projekten zu arbeiten. Dies bedingt natürlich interdisziplinäres Arbeiten, auch über unsere Fakultäts- und Hochschulgrenzen hinweg. Forschende können von Kooperationsmöglichkeiten mit existierenden und entstehenden Projekten profitieren, Themen für eine Zusammenarbeit gibt es genug.

 

Was hat Sie motiviert, eine Lehrinnovation verwirklichen zu wollen?

Mich hat zum einen die Überzeugung motiviert, dass eine praxisnahe Entrepreneurship-Ausbildung im Medizintechnikbereich einen bedeutenden Mehrwert für die Studierenden schafft und zur Umsetzung von Innovationen in der Branche beiträgt. Die Möglichkeit, Studierenden die Werkzeuge und Fähigkeiten zu geben, um erfolgreich technologische Innovationen in die Realität umzusetzen, ist eine spannende Herausforderung, die mich antreibt. Zum anderen, und das ist völlig klar, klingen die Themen Zulassung und Qualität nicht gerade hip. Nach meinem eigenen Studium habe ich selbst anfangs versucht, einen großen Bogen um diese trocken klingende Welt zu machen. Letztendlich bin ich dann doch darin gelandet und durfte jahrelang sehr viele interessante Erfahrungen sammeln. Im Rahmen der Lehrinnovationsprofessur integriere ich dafür neueste hochschuldidaktische Methoden in meine Lehre, um diese Themen so spannend wie möglich für die Studierenden zu vermitteln.

 

Wieso liegt Ihnen das Thema Entrepreneurship im medizintechnischen Bereich besonders am Herzen?

Medizintechnik-Innovationen können einen erheblichen gesellschaftlichen Nutzen leisten. Wir bewegen uns in einer Branche, die das Potenzial hat, das Leben der Menschen zu unterstützen, zu verbessern und Leben zu retten. Ich glaube an unseren Auftrag, helfende Technologien in die Gesellschaft zu tragen. Gleichzeitig sind regulatorische Anforderungen und Qualitätsstandards in dieser Branche besonders anspruchsvoll und entscheidend. Ich möchte dazu beitragen, dass vielversprechende Ideen und Innovationen nicht aufgrund von fehlendem Know-how in diesen Bereichen ungenutzt bleiben.

 

Welche Erfahrungen sollen den Studierenden vermittelt werden?

Die Lehrphilosophie meiner Innovationsprofessur konzentriert sich darauf, den Studierenden Wissen durch eigene Erfahrungen zu vermitteln, die auf praktischem Handeln und iterativem Lernen basieren. Die Studierenden sollen primär erkennen, dass jede Produktidee, die sie haben, erst einmal nur eine Hypothese ist. Diese Hypothese testen wir dann so frühzeitig wie möglich mit potenziellen Anwendern. Das bedeutet, dass die Studierenden auch ihre sozialen Fähigkeiten in der Kommunikation mit medizinischem Fachpersonal erweitern. Unser großes Glück ist, dass die Universitätsklinik Regensburg in unmittelbarer Nachbarschaft liegt und wir regen Austausch leben. Am Ende geht es auch um das unternehmerische Denken und Handeln. Die Studierenden sollen in diesem Zusammenhang auch lernen, auf welche speziellen Besonderheiten in der Medizinprodukteindustrie bei ihrer Ingenieursarbeit zu achten ist. Wer dann ein Start-up gründen möchte (was kein Muss ist), wird durch unsere Infrastruktur an der OTH und Kontakte über unsere Hochschule hinaus bestmöglich unterstützt.