OTH-Lehrinnovationsprofessur 2024
Prof. Dr. Carl Heese im Interview
Herr Prof. Dr. Heese, was machen Sie in Ihrer Innovationsprofessur?
Ich beschäftige mich mit der Frage, wie man Studierende mit verschiedenen Erkrankungen in der Lehre unterstützen kann, und zwar vor allem im Hinblick auf die neuropsychologischen Einschränkungen, die viele Erkrankungen mit sich bringen. Im Allgemeinen bietet man für diese Zielgruppe eine Unterstützung in Ergänzung zu den Lehrveranstaltungen an, etwa in Form von Tutorien, einer Lernassistenz oder Lernberatung. Mich interessiert, was man in den Veranstaltungen selbst tun oder lassen muss, um eine Unterstützung zu geben.
Wie könnten andere Lehrende, Studierende und Forschende (der OTH) von Ihrem Projekt profitieren?
Zunächst geht es mir um den Unterricht in den Gesundheits- und Sozialwissenschaften meiner Fakultät. Wenn sich hier einige dos and don’ts finden lassen, dann wäre das sicher auch für andere Lehrende in meiner Fakultät von Interesse. Ob das auch darüber hinausreichen kann, so dass auch Ingenieure oder Architekten etwas damit anfangen können, muss man dann sehen. Ich meine schon, dass die Lernkulturen und Didaktiken der einzelnen Disziplinen sich stark unterscheiden. Universalrezepte sollte man da vielleicht nicht erwarten. Und dann bin ich im Rahmen der LIP vor allem explorativ tätig, d.h. ich erkunde Möglichkeiten und generiere eher Hypothesen, als dass ich Sie auch prüfen könnte. Das wären aber Ausgangspunkte für weitere Untersuchungen. Hier ließen sich z.B. interessante Promotionsprojekte, anschließen, die ich gerne betreuen würde.
Was hat Sie motiviert eine Lehrinnovation verwirklichen zu wollen?
Ich habe vor dreißig Jahren als Psychologe in einer Gedächtnissprechstunde angefangen. Da wurde ich mit der Neuropsychologie verschiedener Erkrankungen bekannt und ich habe mich seither oft gefragt, welche Rolle sie für den Erfolg in Lehrveranstaltungen spielen könnte. Ich freue mich sehr, dass ich dieser Frage nun etwas konzentrierter nachgehen kann.
Warum ist die Arbeit nach dem Konzept der positiven Psychologie für Sie interessant?
Bei der positiven Psychologie steht das Wohlbefinden von Menschen im Mittelpunkt. Es gibt eine Vielzahl von Interventionen, die in dieser psychologischen Perspektive entwickelt wurden. Es bietet sich an zu versuchen, Lehr- und Unterrichtssituationen mit diesen Interventionen so zu gestalten, dass sie von Menschen, die auf verschiedene Weise belastet sind, positiver erlebt werden können.
Wie könnte sich Ihrer Meinung nach der Studienalltag für die Studierenden verändern, wenn weniger Stressfaktoren durch bestimmte Elemente in den Lehrveranstaltungen präsent sind?
Wenn ich da ein wenig träumen darf, dann würde ich sagen, dass ein etwas entspannterer Studienalltag die Freude am Lernen und Studieren freisetzen kann. Vielleicht gelingt es dann besser ein Fach, das man sich selbst ausgesucht hat, als Feld der Möglichkeit für eine nachhaltige Bereicherung des eigenen Lebens wahrzunehmen.