RegensburgEXZELLENZ

Über „Soft Power“ und das Beschreiten eigener Wege

Die Dirigentin Johanna Soller aus München war beim hochschulübergreifenden Studentinnen-Netzwerk RegensburgEXZELLENZ zu Gast.

Ein bis zwei Mal pro Semester lädt RegensburgEXZELLENZ weibliche Führungskräfte  aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst zu Kamingesprächen ein, um mit den Netzwerkmitgliedern über Werdegänge, Erfahrungen im Kontext von weiblichen Karrieren, Vereinbarkeit von Beruf und Familie und verwandte Themen zu sprechen. Im Sommersemester 2024 durfte das Netzwerk Johanna Soller an der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik (HfKM) willkommen heißen.

Mit gerade einmal Anfang 30 ist die Dirigentin und Musikerin Johanna Soller seit der Saison 2023/24 die  erste weibliche künstlerische Leiterin des renommierten Münchner Bach-Chors und Bach-Orchesters In Kritiken wird sie als eine der führenden und vielseitigsten Künstlerinnen ihrer Generation bezeichnet. Nach einer Begrüßung durch die stellvertretende Universitätsgleichstellungsbeauftragte für Frauen in Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr. Miriam Banas, und einer (biografischen) Vorstellung von Johanna Soller durch zwei Studentinnen der HfKM führte Prof. Dr. Nina Leffers, stellvertretende Hochschulfrauenbeauftragte der OTH, durch den anregenden Abend.

Die Veranstaltung war geprägt von einer Mischung aus musikalischen Themen und Gesprächen rund um Frauen in Führungspositionen. Ihr beruflicher und künstlerischer Erfolg ist laut Johanna Soller das Resultat sowohl von gezielter Planung als auch glücklicher Fügung. . Dabei meint sie mit „Glück“ vor allem die Tatsache, in einer Zeit zu leben, in denen es Frauen möglich ist, Türen zu öffnen, die in der Vergangenheit fest verschlossen waren. Persönliche Einblicke in ihre Erfahrungen und Wahrnehmungen gewährend, erzählte Johanna Soller, dass sie lange Zeit ihr Geschlecht für ihren Beruf nicht als relevant ansah. Erst als sie in Interviews immer wieder darauf angesprochen wurde, sei ihr bewusst geworden, dass ihr „Frau-Sein“ tatsächlich Einfluss auf ihren Weg als Künstlerin haben könnte.

Speziell weibliches Dirigieren gibt es Johanna Sollers Meinung nach eigentlich nicht. Jeder Mensch müsse seinen eigenen Weg/Stil entwickeln. Ihrer sei aber einmal als „Soft Power“ beschrieben worden und damit könnte sie gut leben Dabei sieht Johanna Soller die Arbeit als Leitungs- oder Führungskraft vor allem als Überzeugungsarbeit: Ihre Vorstellung von der musikalischen Gestaltung eines Stückes müsse an die Orchester- und Chor-Mitglieder vermittelt werden und diese dazu bewegt werden, ihren Weg mitzugehen. So ist ein Knackpunkt erfolgreicher (künstlerischer) Führung/Leitung für Johanna Soller, grundsätzlich von den eigenen künstlerischen Ideen und Vorstellungen überzeugt zu sein. Neben diesem Selbstbewusstsein in der Sache sei aber eine gewisse Bescheidenheit und Authentizität von Nöten, um sich als Künstlerin weiterzuentwickeln. Gute Kunstschaffende – so Soller – seien vor allem selbstkritisch und hinterfragend.

Gefragt nach musikalischen Vorbildern überlegt Johanna Soller kurz und kommt zu dem Schluss, dass diese in der Regel männlich gewesen seien, die Tatsache jedoch erst einmal keine Rolle gespielt habe, da die Musik im Vordergrund stand. Später aber, insbesondere während ihres Musikstudiums, seien ihr Dozentinnen und Professorinnen begegnet, die für sie zu Vorbildern wurden.

Im Anschluss ergab sich ein reger Austausch mit dem Publikum, bei dem auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei einer unter Umständen sehr reiseintensiven Tätigkeit mit kaum familienfreundlichen Arbeitszeiten thematisiert wurde. Der Abend klang bei Gesprächen in kleineren Gruppen aus.

 

Johanna Soller (Foto: Simon Pauly)
Prof. Dr. Nina Leffers (links) im Gespräch mit Johanna Soller (Foto: Miriam Kerl)