Die Stadt, in der Hossen Alkhash vor fünf Jahren sein Diplom in Architektur gemacht hat, gibt es so nicht mehr: Homs, eine der im Krieg am stärksten umkämpften Städte auf halbem Weg zwischen Damaskus und Aleppo, ist in großen Teilen zerstört. Doch Masyaf, seine Heimatstadt, die gibt es noch – und über die Moschee dort schreibt Hossen Alkhash, 29 Jahre alt, Student des Masterstudiengangs Historische Bauforschung an der OTH Regensburg, nun seine Abschlussarbeit.
Zur Bauaufnahme reiste der Masterand im Sommer in seine Heimat. Die Moschee in Masyaf stammt aus dem 12. Jahrhundert, bisher ist sie kaum dokumentiert worden; dabei ist sie ein architektonisches Kleinod: Der Grundriss des Minaretts ist quadratisch, was ansonsten kaum vorkommt, viele versteckte Bestände vermutet Hossen Alkhash unter modernen Einfügungen aus der Neuzeit. Besonders interessant ist außerdem, dass die Moschee mit einem Khan, einem typischen Gäste- und Händlerhaus im Vorderen Orient, verbunden ist.
Seit 13 Monaten ist Hossen Alkhash nun in Deutschland. Nicht als Flüchtling ist er gekommen, sondern ganz offiziell mit Visum über Beirut im Libanon. „Innerhalb von 25 Tagen habe ich dort mein Visum bekommen“, sagt er. So konnte er im vergangenen Wintersemester mit seinem Masterstudium beginnen. Sein Traum, nach Deutschland zu kommen, das Land, das für ihn das Land der Nachhaltigkeit und der grünen Ideen ist, ist wahr geworden. Lange hat Hossen Alkhash diesen Traum geträumt; an seiner Umsetzung hat er systematisch gearbeitet: Parallel zu seinem Studium in Syrien hat er sich autodidaktisch Deutsch beigebracht und – wiederum in Beirut – das Deutsch-Zertifikat für die Stufe B2 erworben. Während seines Zweitstudiums als Dolmetscher für Französisch und Arabisch, das er von 2013 bis 2015 in Damaskus absolvierte, ist Hossen Alkhash dann über das Internet auf den Master Historische Bauforschung an der OTH Regensburg gestoßen. Sofort war ihm klar: Das ist genau das, was er machen möchte.
Dass Regensburg eine historische bedeutsame Stadt ist und gar zum UNESCO-Welterbe zählt, war ihm bei seiner Wahl des Studienorts sehr wichtig. Dass er in Prof. Dr.-Ing. Dietmar Kurapkat nun einen Mentor gefunden hat, der selbst vor dem Bürgerkrieg einige Jahre in Syrien geforscht hat und sich jetzt auch für denkmalpflegerische Aufgaben in Syrien einbringen möchte, begeistert ihn. „Professor Kurapkat ist ein großes Vorbild für mich.“ Denn auch Hossen Alkhash möchte das, was er hier lernt, für den Wiederaufbau seines Heimatlandes nutzen. „Mein Land braucht mich. Irgendwann wird der Krieg enden, dann will ich zurückkehren“, sagt er. Schon in zwei bis drei Monaten wird er nochmals in Masyaf sein, um seine Forschungen an der Moschee zu vervollständigen.
Nebenbei arbeitet Hossen Alkhash ehrenamtlich als Übersetzer in der Flüchtlingsarbeit. Sein Engagement wurde bereits mit einem Stipendium der Heinrich-Böll-Stiftung belohnt. An den Deutschen schätzt er die typischen Tugenden wie Pünktlichkeit, Fleiß und Ordnung. Bloß mit dem Essen hierzulande konnte er sich bisher noch nicht so recht anfreunden: „Unser syrisches Essen schmeckt mir doch besser“, sagt er.