Studiengangleiterin Prof. Dr. Norina Lauer gratulierte im März den ersten Absolventinnen aus der "ersten Kohorte" des im Wintersemester 2016/2017 gestarteten Bachelorstudiengangs Logopädie. Theresia Schneider und Daniela Uschold schildern, dass sie sich ihrer Rolle als "Pionierinnen" durchaus bewusst waren. Für die ersten Studierenden gab es noch etliche offene Punkte, „aber dadurch wurden unsere Meinungen bei der Weiterentwicklung der Studieninhalte stets respektiert und aufgenommen“ sagt Theresia Schneider. Daniela Uschold ergänzt: „Ich bin froh mich vor neun Semestern für das ausbildungsintegrierende Studium entschieden zu haben. Im Nachhinein wären die Inhalte, welche ich aus dem Studium mitgenommen habe, nicht mehr wegzudenken. Auch wenn es hin und wieder Überwindung gekostet hat, den doppelten Aufwand auf sich zu nehmen, hat es sich rückblickend gelohnt.“
Evidenzbasierte Sicht auf die praktische Arbeit
Als größte Herausforderung schildern beide Absolventinnen der Fakultät Angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaften die Doppelbelastung Ausbildung und Studium. Sie betonen aber auch die Vorteile des ausbildungsintegrierenden Studiengangs. „Bereits während der Ausbildung regten mich die Studieninhalte zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den theoretischen und praktischen logopädischen Inhalten der Ausbildung an. Unter anderem half mir also das Studium eine kritischere und evidenzbasierte Sichtweise zu entwickeln, die mir jetzt in meiner praktischen Tätigkeit als Logopädin vermehrt weiterhilft. Im Nachhinein kann ich bestätigen, dass die Ausbildung keineswegs unter dem Studium gelitten hat. Das war zu Beginn meine größte Sorge“ erläutert Theresia Schneider. Daniela Uschold betont: „Vor allem habe ich durch das Studium die Fähigkeit erlernt, wissenschaftlich zu arbeiten und Literatur sowie Therapieansätze kritisch zu hinterfragen. Bereits in den ersten Semestern wurde mir bewusst, dass dies eine Grundlage für die therapeutische Arbeit darstellt und in den weiteren Semestern wurde diese Fähigkeit erweitert und vertieft. Somit habe ich einen anderen Blick auf die Therapien gewonnen, welcher meine Arbeit als Therapeutin positiv beeinflusst. Interessant fand ich außerdem den Austausch mit Studierenden aus der Physiotherapie und der Sozialen Arbeit. Auch hierdurch konnten neue Blickwinkel hinzugewonnen werden.“
Ausbildungsintegrierend studieren
Der Bachelorstudiengang Logopädie kombiniert die Logopädie-Berufsausbildung mit einem Studium. In den ersten drei Jahren sind die Studierenden an der Berufsfachschule und in der Praxis. Diese Ausbildungsphase wird durch Blockveranstaltungen an der Hochschule ergänzt. Von den Ausbildungsinhalten der kooperierenden und qualitativ geprüften Berufsfachschulen werden systematisch 45 Credits auf das Studium angerechnet.
Nach erfolgreich abgelegter staatlicher Prüfung treten die Studierenden in die zweite Studienphase ein, die ausschließlich an der Hochschule stattfindet. Hier erfolgt eine Intensivierung der fachwissenschaftlichen Inhalte in Form von Modulen, in denen wissenschaftliche Methoden, Konzepte und Arbeitsweisen angewandt und reflektiert sowie spezifisch bezugswissenschaftliche Inhalte behandelt werden. Am Ende dieser Studienphase steht die Erarbeitung der Bachelorarbeit.
Akademisierung
„Unsere ersten Absolventinnen sind auch Pionierinnen in Zusammenhang mit der Akademisierung der Logopädie“ stellt Prof. Dr. Lauer, die auch Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie ist, fest. „Deutschland ist in Bezug auf die Vollakademisierung der Logopädie Schlusslicht in Europa!“, so die Studiengangleiterin. In allen europäischen Ländern sei die hochschulische Ausbildung mit mindestens einem berufsqualifizierenden Bachelor selbstverständlich. Deutschland dagegen sei in Europa das einzige Land mit einer berufsfachschulischen Ausbildung und hinke damit der professionellen Weiterentwicklung seit Jahrzehnten hinterher.