Nach frühzeitiger Bewerbung und mehreren Auswahlverfahren war es endlich soweit: Thomas Wenzl hatte die Zusage für ein Praktikum bei Tesla in Griechenland. Der Student des Masterstudiengangs Elektromobilität und Energienetze freute sich sehr, dass er die Möglichkeit hatte, von Oktober 2020 bis März 2021, bei diesem renommierten Unternehmen im Bereich "Elektromotoren" als Praktikant tätig zu werden. Im folgenden Interview erzählt er von seinen Erfahrungen und gibt nützliche Tipps zum Auslandspraktikum.
Was hat Sie dazu motiviert, für ein Praktikum ins Ausland zu gehen?
Ich habe im Bachelorstudium bereits ein Praktikum in Deutschland gemacht und während des Masterstudiums als Werkstudent und als Masterand bei deutschen Firmen gearbeitet. Daher war es für mich ein Muss, ins Ausland zu gehen. Außerdem wollte ich den Auslandsaufenthalt fachlich kombinieren und direkt bei einer Firma hineinschnuppern. Für die Bewerbungen hatte ich mir Tesla in den USA als erste Option gesetzt und ich war dann auch sehr glücklich, dass es bei meiner Wunschfirma geklappt hat.
Wie kamen Sie zu Tesla? Was hat Sie an einer Tätigkeit bei dieser Firma gereizt?
In der Elektromobilität ist Tesla der Vorreiter und war auch während meines gesamten Studiums in aller Munde. Die Firma gilt auch besonders bei den elektrischen Maschinen, also beim Antrieb, als sehr gut aufgestellt. Bis ich die Zusage für mein Praktikum bei Tesla hatte, gab es einen längeren Bewerbungsprozess, der schon eine Herausforderung für mich war. Für die Abteilung selbst gab es keine festen, ausgeschriebenen Stellen und ich habe mich einfach initiativ beworben. Im Anschluss musste ich mehrere Video-Interviews und einen Test absolvieren. Die fachlichen Fragen waren nicht nur sehr anspruchsvoll, der Test war auch in der vorgegebenen Zeit von eineinhalb Stunden nicht zu schaffen. Ich habe die Fragen aber dann so gut es ging beantwortet und war am Ende erfolgreich. Vor allem nach dem Test habe ich mir gedacht, dass ich nicht bestanden hätte, weil ich nur gut die Hälfte der Fragen beantworten konnte. Hinzu kam, dass wegen der Coronalage zu der Zeit schon klar war, dass ich das Praktikum so in den USA nicht machen konnte. Ich hatte zwei Möglichkeiten: Entweder warte ich ein Jahr lang, ob sich die Situation verbessert oder ich frage in der Abteilung in Griechenland an, wo es von Deutschland aus keine Reisebeschränkungen gab. Ich habe mich dann für eine Tätigkeit in Griechenland entschieden, hatte mit der Abteilung dort ein weiteres Bewerbungsgespräch und dann hat alles seinen Gang genommen.
Hat COVID-19 Ihre Auslandspläne und das Auslandspraktikum bis auf die Wahl des Landes sonst noch beeinflusst?
Die Pandemie hat auch mein Leben in Athen stark beeinflusst. Im Oktober, als ich angekommen bin, war die Situation eigentlich noch entspannt, weil die Infektionszahlen relativ niedrig waren. Im Laufe des Oktobers hat sich die Lage immer mehr verschärft und ab 7. November kam dann der Lockdown. Dann durfte man fast nichts mehr und der Lockdown war noch ein bisschen strenger geregelt als in Deutschland. Man musste zum Beispiel per SMS an eine Nummer der Regierung ankündigen, wo man hingeht, warum man dahingeht und wie lange man unterwegs sein möchte. Das wurde auch kontrolliert. Nur aufgrund dessen, dass ich mein Praktikum bei Tesla gemacht habe und eine Ausnahmegenehmigung hatte, konnte ich mich relativ uneingeschränkt bewegen. Ich musste meine Genehmigung in Papierform aber immer mit mir führen. Wir hatten Büroarbeit und Laborarbeit gekoppelt und deshalb musste ich vor Ort arbeiten und war fast jeden Tag im Büro. Ich glaube, nur ca. eine Woche vom gesamten Praktikum war ich im Home Office. Reisen, Land und Leute kennenlernen waren durch den Lockdown leider nicht möglich. Was ich aber schon machen konnte war Zeit mit Leuten, die ich im Praktikum kennengelernt habe, und deren Bekannten und Familien zu verbringen. Soweit es innerhalb der Coronaeinschränkungen möglich war, konnte ich außerdem zumindest den Großraum Athen erkunden.
Was haben Sie bei Tesla gemacht? In welchem Bereich waren Sie tätig?
Das Büro in Athen ist eine reine Entwicklungsabteilung, also im Bereich "Research and Development". Als Praktikant dort durfte ich an der Motorentwicklung teilnehmen. Dabei haben mein Praktikantenkollege und ich Materialmessungen für die Motormaterialien gemacht. Zudem haben wir das Labor auch mit eingerichtet, da es die Abteilung an dem Standort erst ca. zwei Jahre gab und alles eher in den Startlöchern stand. Wir haben auch den Prozess für die Arbeit dort aufgebaut und definiert, wie man die Materialproben empfängt, wie sie vermessen werden und wie man die Ergebnisse weiterverarbeitet. Da mein Kollege und ich beide Masterstudenten kurz vor dem Abschluss und somit schon fast fertige Ingenieure waren, haben wir außerdem einiges an Forschungsarbeit selbst gemacht, das heißt Computermodelle erstellt, Paper gelesen, die Erkenntnisse der Paper in Simulationsmodellen angewendet und unsere Messergebnisse in die Simulationsmodelle eingespeist. Wir waren wirklich direkt an der Motorentwicklung beteiligt. Bei Tesla wird viel von den Praktikant*innen verlangt und es ist gefordert, dass man präsent ist, Leistung bringt und große Initiative zeigt. Wir hatten meist einen normalen Arbeitstag, aber sind aus Interesse auch oft länger im Büro geblieben.
Was nehmen Sie von Ihrer Auslandserfahrung mit?
Das Auslandspraktikum hat mir sehr viel gebracht, sowohl fachlich als auch persönlich. Fachlich war es wirklich top, vor allem, weil ich mich vorher noch nicht mit Materialforschung beschäftigt, sondern mich eher auf Motordesign spezialisiert hatte. Daher war ich in einem für mich neuen Feld tätig und konnte wertvolles Wissen und Erfahrung hinzugewinnen. Ich habe mich mit den Kollegen dort angefreundet, unterschiedliche Arbeitsweisen kennengelernt und meine eigene Arbeitsweise reflektiert. Ich denke, dass ich durch die Spontaneität und Improvisation in der Abteilung auch viel für die Art und Weise wie ich arbeite mitnehmen kann und auch in dieser Hinsicht positiv beeinflusst wurde. Vor meinem Auslandsaufenthalt hatte ich zudem relativ großen Respekt vor der Kommunikation mit den Kollegen auf Englisch und habe mich gefragt, ob und wie ich mich im Ausland zurechtfinde. Das Auslandspraktikum hat mir jegliche Angst vor dem Arbeiten im Ausland genommen, sodass ich mir auch zukünftig vorstellen kann, in einem anderen Land zu arbeiten.
Würden Sie Ihren Mitstudierenden einen Auslandsaufenthalt empfehlen?
Ich selbst war im Bachelor ein bisschen ängstlich, weil ich nicht genau wusste, ob ich mir die Credits oder ein Praktikum im Ausland anrechnen lassen kann. Mein Auslandspraktikum war eine sehr schöne Erfahrung für mich und das würde ich jedem so früh wie möglich empfehlen. Am besten nicht bis zum Master warten, sondern, wenn möglich, die Chancen nutzen und im Bachelor und im Master ins Ausland gehen. In Coronazeiten sollte man natürlich vorsichtig planen, aber sich trotzdem nicht vor einem Auslandsaufenthalt scheuen. Ich habe mir auch am Anfang immer gedacht, dass es sehr aufwendig ist, aber wenn man ein bisschen Motivation mitbringt und dann mit einem Auslandsaufenthalt belohnt wird, ist es das auf jeden Fall wert.
Was würden Sie Ihren Mitstudierenden bezüglich eines Auslandsaufenthaltes raten? Irgendwelche Tipps?
Besonders in Hinblick auf Corona ist es auf jeden Fall sinnvoll, im Voraus gut zu planen. Grundsätzlich ist es auch gut, wenn man früh mit der Planung anfängt. Aber auch wenn es kurzfristig ist oder zu spät erscheint, lohnt es sich immer noch, etwas zu suchen und nicht deswegen vor einem Auslandspraktikum zurückzuschrecken. Auch wegen Corona sollte man sich von einem Praktikum außerhalb von Deutschland nicht abhalten lassen und trotzdem aktiv auf Firmen zugehen. Ansonsten sollte man sich auf jeden Fall an die Beratungsstellen der OTH Regensburg wenden. Das Akademische Auslandsamt hat mir sehr geholfen. Dort bekommt man alle Informationen, die man braucht. Ich war in der Planungsphase und auch für den Bewerbungsunterlagencheck sehr häufig in Kontakt mit Teresa Ehl vom Akademischen Auslandsamt. Dafür möchte ich auch noch einmal Danke sagen. Es hat sich sehr gelohnt! Auch ein großes Dankeschön an die Professor*innen, die mir Empfehlungsschreiben geschrieben haben, und vor allem an die Otto Helmut und Alice Eckl-Stiftung für ihre Förderung, ohne die ich das Auslandspraktikum nicht hätte antreten können. Die gesamte Unterstützung von allen Seiten war super – besser hätte es nicht laufen können!
Auch Interesse an einem Auslandspraktikum? Bei den Informationsveranstaltungen des Akademischen Auslandsamts "Das Praktikum im Ausland – Mein Weg dorthin" (26. Oktober 2021, 17 Uhr) und "Das Praktikum im Ausland – Bewerben auf Englisch" (9. November 2021, 17 Uhr) erhalten Sie alle wichtigen Informationen zur Planung und Durchführung eines Auslandspraktikums.
Außerdem finden Sie auf den Seiten des Akademischen Auslandsamts nützliche Informationen zum Studium im Ausland, Praktikum im Ausland und zur Abschlussarbeit im Ausland. Gerne helfen Ihnen die Ansprechpartner*innen des Akademischen Auslandsamts bei der Planung weiter.