Deutschland ist Europameister in den Paketlieferungen pro Person (Stand: 2018) und der Trend steigt. Das führt nicht nur zu erhöhten CO₂-Emissionen, sondern auch zu verstopften Straßen durch provisorisch abgestellte Paketlastwagen. Grund genug für Studierende des Studiengangs Industriedesign an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg), sich mit konzeptionellen Lösungsansätzen zu beschäftigen. So geschehen in der Prüfeninger Straße im Wintersemester 2018/2019.
Der Fachbereich Produktdesign nahm sich, unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrike Phleps und Georg Milde, den Transport in der Stadt Regensburg thematisch vor, um daraus CO₂-neutrale Konzepte für das Jahr 2025 zu entwerfen. Die Studierenden des fünften Semesters beschäftigten sich in einer anfänglichen Forschungsphase mit den Bereichen des Transports von Waren sowie der Beförderung von Pendlerinnen und Pendlern sowie von Stadtbesucherinnen und -besuchern.
Dafür wurden 24-Stunden-Beobachtungen an verkehrstechnischen Knotenpunkten durchgeführt, Interviews in und um Parkhäuser sowie rund um Park-and-Ride-Plätze (P+R) gehalten und umgesetzte Konzepte aus europäischen Städten auf ihre Wirksamkeit hin untersucht. Neue Märkte – so etwa die Zustellung von Lebensmitteln bis vor die Haustüre, aber auch E-Mobility, besonders die Cargo-Bikes – wurden betrachtet. Über alldem stand durchgehend die Frage der Projektfokussierung: Wo kann Industriedesign-Kompetenz einen Beitrag zur Bearbeitung liefern? Was ist bis 2025 realisierbar?
Wohin mit all den Cargo-Bikes?
Ein Team der Studierenden beschäftigte sich mit den mangelhaften Parkmöglichkeiten für Fahrräder in der Innenstadt. Der Versuch, bereits existierende Modelle anderer Städte auf Regensburg anzuwenden, scheiterte aufgrund der bestehenden UNESCO-Auflagen, die eine Veränderung des Stadtbildes besonders streng regeln. Doch gerade das Bestreben der Stadt, die Anzahl der Cargo-Bikes durch eine Förderung (max.1.000 Euro) zu steigern, motivierte das Team, über angepasste Möglichkeiten nachzudenken. In Kooperation mit Thomas Großmüller und Bernhard Eichinger vom Stadtplanungsamt wurden Ansätze ausgetauscht und Möglichkeiten bewertet.
Das Ergebnis heißt „Peter Parker“ und ist ein Cargo-Bike-Park-Modul. Dieses soll neben der strukturierten Abstellmöglichkeit größtmögliche Diebstahlsicherheit für alle Cargo-Bike-Typen garantieren. Das Konzept soll in Parkhäusern eingesetzt werden. Die gestalteten Stellplätze können dadurch von deren Sicherheit und Infrastruktur profitieren. Das Team hat sich, wie der Name schon verrät, intensiv mit einem Szenario im Petersweger Parkhaus in der Regensburger Innenstadt auseinandergesetzt.
Die Parkplatz-User-Experience
Ein anderes Team identifizierte ein Feld, das aus Sicht der Studierenden schon lange auf einen Innovationsschub gewartet hat: das Park-and-Ride-System. Wo andere Städte mit einem flexiblen Beförderungsangebot aufwarten, lassen die Regensburger Park-and-Ride-Plätze sehr zu wünschen übrig.
Das Team nahm sich konkret den „P+R Regensburg West“-Platz beim Krankenhaus der Barmherzigen Brüder an. Unübersichtliche Beschilderung zum Parkplatz, unübersichtliche Beschilderung auf dem Parkplatz und ein antiquierter Parkscheinautomat boten reichlich Angriffsfläche für ein Projekt. Darüber hinaus erkannte das Team, dass das Angebot, welches das Parkticket mit einer Rundfahrt mit dem Regensburger Verkehrsverbund (RVV) kombiniert, unzureichend kommuniziert wurde.
Daher wurde beschlossen, die Arbeit in zwei Teile zu strukturieren: einer kurzfristigen Lösung, die aus einfachen und kosteneffizienten Ansätzen besteht, und aus einem langfristigen Ansatz, der die Veränderung und Investition von Infrastruktur impliziert. Dieses Projekt konzentrierte sich im Wesentlichen auf die Kommunikation des P+R-Platzes und dessen Vermittlung an potenzielle Nutzerinnen und Nutzer. Dafür entwickelte das Team eine Kampagne mit verbesserter Corporate Identity sowie ein Interface, um die Kundinnen und Kunden des Parkplatzes ansprechend und prägnant über das Angebot zu informieren.