Über 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer trafen sich am 12. November 2018 an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg), um sich über die Zukunft des Einzelhandels zu informieren. Bereits zum wiederholten Male fand die Veranstaltung „Treffpunkt Hochschule“ in Kooperation von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Regensburg für Oberpfalz/Kelheim und der OTH Regensburg statt.
In seinem Grußwort hob Prof. Dr. Thomas Falter, wissenschaftlicher Leiter des Instituts für angewandte Forschung und Wirtschaftskooperationen, die Wichtigkeit des Austausches zwischen Wirtschaft und Wissenschaft hervor. Neben Lehre und Forschung komme die Hochschule ihrem Auftrag nach, durch Transfer und Weiterbildung einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Karin Siegert, Vizepräsidentin der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim, betonte in ihrem Grußwort, dass der stationäre Fachhandel durch die dynamische Expansion des „Third Place“, also des Onlinehandels, vor großen Herausforderungen stehe. In Zeiten der „Amazonisierung“ des Konsums sei es für den stationären Handel immer wichtiger sich gute und neuartige Geschäftsmodelle zu überlegen.
Das Gesamtpaket muss stimmen
Welche Lösungen es bereits heute schon gibt und welche Aspekte in Betracht zu ziehen seien, führte Dr. Eva Stüber, Mitglied der Geschäftsleitung des Instituts für Handelsforschung in Köln, vor. Einerseits kann der Einzelhandel von den Shoppingcentern lernen, da diese in den letzten Jahrzehnten vorgemacht hätten, wie man Kundinnen und Kunden in die Center bringt. Andererseits ist eine Veränderung des Konsumentenverhaltens festzustellen und damit einhergehend die daraus resultierenden Veränderungen für Stadt und Handel. Kundinnen und Kunden von heute und mehr noch von morgen sind durch den digitalen Wandel vom Convenience-Verhalten geprägt: bequem, einfach, immer und überall. Dies trifft die Shoppingcenter wie den Fachhandel zugleich.
Trotz dieser nicht allzu positiven Situationsanalyse lautet die Botschaft der Referentin: nicht resignieren, sondern vielmehr die Chancen ergreifen, die sich naturgemäß in Zeiten des Wandels auftun. Das Gesamtpaket müsse stimmen, so ihr Credo, daher solle man sich als Händlerin oder Händler mit folgenden Punkten auseinandersetzen: Ist das eigene Geschäftsmodell noch zeitgemäß? Habe ich eine echte Kundenzentrierung, die Mehrwerte schafft? Kann man den Kundinnen und Kunden im Geschäft vor Ort gute Beratung, ein Einkaufserlebnis oder Service bieten, der Zeitgewinn schafft, um gegenüber dem Onlinehandel mithalten zu können?
Einfache Maßnahmen mit großer Wirkung
Dass trotz des Online-Booms moderne Shoppingcenter weiterhin Kundinnen und Kunden binden und anziehen, veranschaulichte Mirco Fröhlich, Center Manager der Arcaden Regensburg von Unibail Rodamco. Allein schon moderne Umbauten von Toiletten, bei der Parkeinfahrt oder ein attraktives Leitsystem sind einfache Maßnahmen mit großer Wirkung. Neben dem Vorortangebot ist das digitale Angebot eine weitere wichtige Komponente: Ein übersichtlicher Homepageauftritt, Inhouse Navigation, WLAN im Shoppingcenter kommen Kundenwünschen rund um die Uhr entgegen.
Zentraler Aspekt aller Maßnahmen, so Mirco Fröhlich, sei die Frage, wie man Kundinnen und Kunden zufrieden stellen könne, das heißt, es gehe vor allem darum, stets auf deren Wünsche zeitnah und zuverlässig zu reagieren.
Masterarbeit über onlinebasiertes Umsatzmonitoring
Wie der Handel für die Regensburger Altstadt in Zeiten des digitalen Kaufhandels attraktiv bleiben könne, welche Kriterien für den Umsatz eine Rolle spielen und welche Maßnahmen zum Gegensteuern zu ergreifen seien, dafür steht das onlinebasierte Umsatzmonitoring. In seiner Masterarbeit, die in Kooperation mit der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim und Prof. Dr. Markus Westner von der OTH Regensburg entstand, entwickelte Simon Schlegl (MSc-Absolvent, OTH Regensburg) eine onlinebasierte verschlüsselte Datenbank zum Umsatzmonitoring. Ab Anfang 2019 soll diese für die Regensburger Händlerinnen und Händler zugänglich sein, um Potenziale zur Standortverbesserung sichtbar zu machen und rechtzeitig effektive Maßnahmen daraus abzuleiten.
In der abschließenden Podiumsdiskussion wurden weitere Aspekte neben dem Onlinehandel aufgeführt, mit denen der stationäre Handel zu kämpfen hat. So spielt auch das Wetter eine entscheidende Rolle beim Kaufverhalten: Ein Sommer wie 2018 lässt am Ende des Tages die Kassen nicht klingeln. Auch haben sich die Kundenwünsche geändert: riesige Angebotsauswahl, das war gestern; informierte Kundinnen und Kunden von heute möchten gezielt und schnell einkaufen. Alles Aspekte, die bei den Überlegungen zu berücksichtigen sind, wie man morgen noch Kundinnen und Kunden für sich gewinnen will – egal, ob als Shoppingcenter oder als Einzelhandel – im Nebeneinander mit dem Onlinehandel.