An dem Online-Format, das der Hochschulverbund Transfer und Innovation Ostbayern (TRIO) in Kooperation mit der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz via Zoom organisierte, nahmen 125 Personen teil. Sie bekamen zu Beginn von Prof. Dr.-Ing. Gerd Maurer, Professor für Baumanagement an der Fakultät für Bauingenieurwesen und Umwelttechnik der Technischen Hochschule Deggendorf (THD), einen Überblick zu digitalen Bausteinen für die intelligente Baustelle. Er sprach beispielsweise vom Building Information Modeling (BIM) als Planungstool, Luftaufnahmen zur Dachvermessung mittels Drohneneinsatz und 3D-Betondruck, um Fertigteile in kleiner Stückzahl vorfertigen zu können und stellte diese jeweils als anwendungsreife Technologien dem Publikum vor.
Herkömmliche Baumaschinen werden zu Robotern
Unter dem Vortragstitel „Produkte, Prozesse und Produktionssysteme: innovative Ansätze zur Bauproduktion entlang der Bauwertschöpfungskette“ nahmen Prof. Dr.-Ing. Marcus Schreyer und sein Kollege Prof. Dr.-Ing. Thomas Linner, beide Professoren für Digitalisiertes Bauen an der Fakultät für Bauingenieurwesen der OTH Regensburg den ihnen zugeworfenen Ball auf und vertieften die Beispiele der Bauabwicklung einer digitalen Baustelle. Ihr Ausblick erstreckte sich von modularen Bauweisen mit digitalen Methoden über standardisierte Bauten bis hin zur konkreten praktischen Umsetzung mittels Automatisierung. Sie zeigten aktuelle Anwendungsfälle für Baurobotik auf, wie beispielsweise die Anbringung von Fassadenbauteilen durch Roboter. Daneben lasse sich als Trend beobachten, dass herkömmliche Baumaschinen durch den Einbau von Sensoren und Chips zu Robotern aufgerüstet werden.
Mit seinen Erfahrungen zu Möglichkeiten und Hürden von On-Site-Robotik untermauerte anschließend Philip Schneider als Gründer des Baurobotik-Startups ARE34 GmbH die Aussagen seiner Vorredner. Das Ziel liege darin, menschliche Fähigkeiten durch Robotik und künstliche Intelligenz sowie maschinelles Lernen zu ergänzen und somit entsprechend des „Lean“-Gedankens die Produktivität und Sicherheit zu steigern und Kosten zu senken. Der ARE-BOT setze dies mittels Erfassung der Fläche, Berechnung des Pfades und der automatisierten Beschichtung von Oberflächen um.
Treffen und Arbeitsgruppe mit Studierenden geplant
In der anschließenden Diskussionsrunde, moderiert von Sandra Schwarz (Hochschulverbund TRIO), wurde auch aus unternehmerischer Sicht dem Verständnis von Prof. Maurer zur digitalen Transformation zugestimmt: Digitale Transformation nämlich als notwendigerweise zu steigernde ‚value added‘-Aktion von Prozessen, bei der neben der Wertsteigerung die Auswahl der dafür notwendigen Mittel und Maßnahmen im Vordergrund stehe. Zwischen Referierenden und Publikum wurden aber auch unterschiedliche Standpunkte geäußert, die noch während der Veranstaltung in einer Einladung zu einem persönlichen Treffen im Ingenieurbüro eines der Teilnehmenden mündeten. Diese wurde nicht nur prompt angenommen, sondern im Gegenzug das Angebot verlautbart, die konstruktive fachliche Auseinandersetzung unter Einbeziehung einer praxisorientierten Arbeitsgruppe mit Studierenden fortzusetzen. Das ist gelebter Transfer in Echtzeit und beweist, dass Online-Formate durchaus interaktiv sein können.