Nach bereits durchgeführten qualitativen Befragungen von Pflegekräften aus dem stationären, dem ambulanten und dem privaten Bereich habe sich gezeigt, dass Pflegekräfte überwiegend die Arbeitsbedingungen als prekär erleben und insbesondere durch Ökonomisierungsprozesse eine Verschlechterung wahrnehmen, sagt Prof. Dr. Clarissa Rudolph. "Zudem konnten wir feststellen, dass die Geschlechterstereotypen bei den Pflegekräften und in den Arbeitsbereichen konstant präsent und wirkmächtig sind." Der Zusammenhang von Pflege und Weiblichkeit sei so eng, dass auch die Erklärung von prekären Arbeitsbedingungen mit der weiblichen Fürsorgeneigung zur Kenntnis genommen, aber nicht kritisiert oder in Frage gestellt werde. In einem nächsten Schritt wollen die Sozialforscherinnen durch Expertinnen- und Experteninterviews sowie Gruppendiskussionen mit Vertreterinnen und Vertretern der arbeitspolitischen Praxis diese Fragen vertiefen.
Endergebnisse sollen 2019 vorliegen
Auf dem Workshop, der von Katja Schmidt (wissenschaftliche Mitarbeiterin), Veronika Rösch (SHK) sowie Prof. Dr. Clarissa Rudolph (Projektleitung) organisiert und inhaltlich vorbereitet wurde, stellten auch die Kolleginnen und Kollegen der anderen Teilprojekte ihre Zwischenergebnisse vor: Dr. Karin Jurczyk (DJI München) und Prof. Dr. Gerd Mutz (HS München) diskutierten beispielsweise die theoretischen Begriffsentwicklungen von Arbeit und Care, während Sabrina Schmitt (Frauenakademie München) und Maik Krüger (LMU München) anhand ausgewählter Beispiele aus ihrem Interviewmaterial Wahrnehmungs- und Deutungsmuster von Care bei jungen Erwachsenen bzw. bei pflegenden Angehörigen vorstellten. Kathrin Peltz (HS Landshut) und Luisa Streckenbach (DJI München) wiesen in ihrer Arbeitsgruppe auf die spezifischen Kontexte von Fürsorge im Haushalt hin.
Der Forschungsverbund ForGenderCare wird seit fast zwei Jahren vom bayerischen Wissenschaftsministerium im Rahmen der bayerischen Forschungsallianz mit insgesamt zwölf Teilprojekten gefördert. Nach der Zwischenevaluation geht der Verbund im Sommer 2017 in die zweite Hälfte seiner Laufzeit. Endergebnisse und abschließende Publikationen sind für das Jahr 2019 zu erwarten.