Regensburger Armutsbericht

Frauen mit Migrationshintergrund am häufigsten von Altersarmut betroffen

Erste Ergebnisse des Regensburger Armutsberichts zeigen: Die Altersarmut in Regensburg ist im bayernweiten Vergleich hoch. Vor allem Frauen sowie Migrantinnen und Migranten sind davon am häufigsten betroffen.

Im Herbst 2023 startete die Arbeit am neuen Regensburger Armutsbericht. Ein Team aus Studierenden unter der Leitung von Prof. Dr. Ina Schildbach und Prof. Dr. Wolfram Backert von der Fakultät Sozial- und Gesundheitswissenschaften der OTH Regensburg arbeitet dabei eng mit der Stadt Regensburg zusammen. Quantitative Fragebögen sowie Interviews mit betroffenen Menschen und Expertinnen und Experten aus dem Sozialbereich bilden die Basis für den Bericht. Zusätzlich wertete das Team Daten der Stadt Regensburg aus. Nun liegen erste Ergebnisse vor.

Die Untersuchungen zeigen: Obwohl Regensburg als wohlhabende Stadt gilt, sind viele Menschen von Armut betroffen. „Besonders die migrantische Altersarmut sowie die Altersarmut unter Frauen ist in Regensburg überdurchschnittlich hoch“, sagt Schildbach. Einer der Gründe dafür sei beispielsweise die fehlende Anrechnung von Rentenpunkten aus dem Ausland. „Viele Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter der ersten Generation haben in Deutschland gut verdient. Doch die Arbeit, die sie zuvor im Ausland ausübten, wurde bei der Rente nicht berücksichtigt“, erläutert Schildbach. Sie rutschten dadurch in die Altersarmut.

Der letzte Armutsbericht für Regensburg wurde 2011 veröffentlicht. Seitdem hat sich einiges verändert. Die Inflation trieb die Preise in Regensburg – allen voran die Mieten – in die Höhe. Das verschärft die Lage für ärmere Menschen zusätzlich.

Armut hat psychologische Auswirkungen

Die Arbeit am Armutsbericht brachte auch positive Aspekte zum Vorschein: In Regensburg gibt es bereits eine Vielzahl an ehrenamtlichen und kommunalen Einrichtungen, die den betroffenen Menschen Hilfe bieten. Angebote wie die Soziale Futterstelle für Haustiere oder KulTÜR, die den Zugang zu kulturellen Veranstaltungen ermöglichen, gibt es nicht in jeder Stadt. Doch nicht immer komme die Hilfe tatsächlich an, sagt Schildbach: „Armut führt häufig zu Scham. Die betroffenen Menschen trauen sich dann nicht, Freikarten für ein Konzert anzunehmen.“

Auch in den Stadtteilen brauche es mehr Unterstützung: „Ältere Menschen sind meist nicht mobil. Sie benötigen Ansprechpersonen und Angebote in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft.“

Finale Ergebnisse für März 2025 geplant

Bis Frühjahr 2025 soll der Armutsbericht mit den finalen Ergebnissen vorliegen. Dieser soll auch konkrete Handlungsempfehlungen enthalten. „Uns ist es wichtig, dass dieser Bericht nicht in der Schublade verschwindet, sondern zu konkreten Hilfsmaßnahmen führt“, betont Schildbach. Deshalb soll unter anderem eine Website entstehen, auf der betroffene Menschen sich über soziale Einrichtungen und Angebote in Regensburg informieren können.

Eine Veranstaltungsreihe im Frühjahr 2025 soll außerdem die unterschiedlichen Dimensionen von Armut in den Fokus rücken. Ob soziale Folgen des Klimawandels oder Wohnungslosigkeit bei Frauen – die Studierenden der OTH Regensburg werden die Ergebnisse ihrer Abschlussarbeiten der Öffentlichkeit präsentieren.

Porträtfotos von Menschen, die am Regensburger Armutsbericht mitwirken.
Ein Team aus Studierenden und Professorinnen und Professoren der OTH Regensburg arbeitet seit Herbst 2023 am Regensburger Armutsbericht. Collage: Torsten Pajonk
Eine Frau im roten Blazer steht in einem Hörsaal.
Prof. Dr. Ina Schildbach von der Fakultät Sozial- und Gesundheitswissenschaften beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Armut. Foto: Herbert Baumgärtner