Erstmals sind heuer mit Franziska Richter, Katja Bayer und Clara Geng drei Absolventinnen des Bachelorstudiengangs Industriedesign der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) bei der Ausstellung "German Design Graduates" im Kunstgewerbemuseum Berlin vertreten. Prof. Andreas Emminger, Dekan der Fakultät Architektur, freut sich, dass „der erfolgreiche Studiengang und seine Absolvierenden auf diese Weise bundesweite Anerkennung finden“.
Spezialistinnen der Gestaltung
Ein "Self-Care"-Bündel zur Sensibilisierung junger Frauen für die Brustkrebsvorsorge. Eine Schreibtischleuchte, die im Homeoffice optimales Licht für Videokonferenzen spendet. Ein Konzept zur Aufklärung über Sexualität und den Menstruationszyklus für Frauen, die in Südafrika Zuflucht in Frauenhäusern suchten. Das waren die Themen der Bachelorarbeiten von Franziska Richter, Katja Bayer und Clara Geng. Für Laien nicht unbedingt sofort erkennbar, dass es sich hier um Arbeiten im Studiengang Industriedesign handelt. Doch nicht ohne Grund heißt es in dessen Beschreibung durchaus selbstbewusst: „Wie weit auch immer der Designbegriff gefasst wird, Designer sind, wie Architekten, Generalisten einer Querschnittsdisziplin und Spezialisten der Gestaltung.“
Genau hier setzt die Initiative "German Design Graduates" an. Sie wurde von den Professor*innen Ineke Hans (Universität der Künste Berlin), Hermann Weizenegger (FH Potsdam) und Mark Braun (Hochschule der Bildenden Künste Saar) ins Leben gerufen, um Absolvent*innen deutscher Designhochschulen mehr Sichtbarkeit und einen besseren Start ins Berufsleben zu ermöglichen.
Pointierte Positionen zu aktuellen Themen
Dass jetzt drei Alumni der OTH Regensburg ihre Arbeiten auf großer Bühne in Berlin präsentieren dürfen, ist der Initiative von Prof. Jakob Timpe zu verdanken. Er hatte den Katalog zu "7 Year Itch", der Ausstellung des Studiengangs 2019 im Regensburger Kunst- und Gewerbeverein, an das Team der German Design Graduates geschickt, um „informell“ auf das Schaffen an der Fakultät Architektur aufmerksam zu machen. Die Einladung von Franziska Richter, Katja Bayer und Clara Geng nach Berlin bezeichnet Timpe als „schöne Anerkennung“. Die Auswahl der Jury zeige, „dass die Expert*innen ihren ganz eigenen Blick auf die Arbeiten haben. Sie suchen pointierte Positionen, achten auf Gesamtbild und Ausgewogenheit der ausgewählten Arbeiten. Kriterien wie etwa Aktualität und Brisanz spielen bei solch einer Juryentscheidung eine große Rolle.“
Sexuelle Aufklärung in Südafrika
In der Tat widmen sich die Alumni der OTH Regensburg aktuellen und durchaus auch brisanten Themen. Clara Geng etwa hat in Südafrika mit Frauen zusammengearbeitet, die in Frauenhäusern Zuflucht gesucht hatten. „Menstruation und sexuelle Aufklärung sind dort nach wie vor Tabuthemen“, sagt Geng. Sie hat in vier Workshops ein Konzept für leicht verständliche Aufklärungsarbeit entwickelt – vom analogen Zykluskalender bis zum Kinderbuch für Mädchen. „Ziel ist es, dass sich Frauen und Mädchen in ihrem eigenen Körper sicher fühlen können, wenn sie es schon nicht in ihrem eigenen Umfeld tun können“, erläutert Clara Geng.
Sensibilisierung für die Brustkrebsvorsorge
Frauen die Angst vor einer medizinischen Untersuchung zu nehmen und sie für die Brustkrebsvorsorge zu sensibilisieren, das ist das Ziel von Franziska Richter. Ihr "Self-Care"-Bündel beinhaltet ein Aufklärungsheft, ein Klebetattoo als Orientierungshilfe beim Abtasten der Brust und einen Kalender, in den mögliche Auffälligkeiten eingetragen werden können. „Die Selbstuntersuchung wird in etwas Positives verwandelt, ein eigentlicher medizinischer Vorgang in ein spannendes Erlebnis“, sagt Franziska Richter. Sie hat bereits Kontakte zu einem Unternehmen aufgenommen, um eine Vermarktung des "Self-Care"-Bündels möglich zu machen.
"Wir müssen uns ins richtige Licht setzen“
Pandemiegetrieben ist die Arbeit von Katja Bayer: Sie begann mit ihrer Bachelorarbeit "pünktlich zum ersten Corona-Lockdown" und stellte schnell fest: Herkömmliche Schreibtischleuchten spenden nicht das richtige Licht für Videokonferenzen, virtuelle Vorstellungsgespräche oder Masterbewerbungen. So entstand KIPZ, eine Leuchte, die Nutzer*innen im Homeoffice „im optimalen Licht bescheint oder in aufgestellter Position angenehmes Ambientelicht am digitalen Schreibtisch bietet“, sagte Katja Bayer. Denn: „Der erste Eindruck hat nichts mehr mit einem guten Händedruck, sauberen Schuhen oder einer guten Bügelfalte zu tun. Bei rein virtuellen Begegnungen gibt es andere Anforderungen: Wir müssen uns ins richtige Licht setzen.“
Die Ausstellung "German Design Graduates" ist vom 9. bis 31. Oktober 2021 im Kunstgewerbemuseum Berlin. „In diesem Jahr sind über 80 Positionen aus zwei Jahren von 15 der besten deutschen Designhochschulen zu sehen, die von einer renommierten Fachjury ausgewählt wurden“, teilen die Veranstalter mit.