Hochschulgebäude an Prüfeninger Straße zum Baudenkmal ernannt

Die Gebäude der OTH Regensburg an der Prüfeninger Straße 58 sind seit Kurzem unter Denkmalschutz gestellt worden. Eine Würdigung für die herausragende baukünstlerische und technische Bedeutung der Bauten.

Der Gebäudekomplex der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) an der Prüfeninger Straße 58 ist seit Kurzem ein eingetragenes Baudenkmal. Damit würdigt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege zusammen mit der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Regensburg im Rahmen der sogenannten Nachqualifizierung von Bauten der 1950er- und 1960er-Jahre die herausragende baukünstlerische und auch technische Bedeutung des Hochschulstandorts Prüfeninger Straße innerhalb dieser Phase der frühen Nachkriegszeit für die Oberpfalz.

Konkret bedeutet dies, dass sich das Staatliche Bauamt Regensburg bei Sanierungen oder technischen Nachbesserungen künftig eng mit dem Gebietsreferenten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege abstimmen wird, um den Bestand bestmöglich zu erhalten und gleichzeitig einen zeitgerechten Hochschulbetrieb zu gewährleisten.

Was macht diese Hochschulgebäude so besonders?

Die OTH Regensburg in der Prüfeninger Straße wurde im Wesentlichen in zwei Bauabschnitten für die frühere Bauschule und das ehemalige Polytechnikum errichtet und zeichnet sich durch eine hohe baukünstlerische Qualität aus, wobei die Substanz weitgehend im Originalzustand erhalten ist. Der erste Bauabschnitt von Hans Wenz aus dem Jahr 1952 stellt den Versuch der frühen 1950er-Jahre dar, durch Anleihen an der zeitgenössischen konservativen Schweizer Moderne der 1940er-Jahre mit dem Formenkanon der nationalsozialistischen Architektur der Vorkriegszeit zu brechen.

Der zweite Bauabschnitt wurde von 1958 bis 1961 von Hans Beckers, einem Schüler des renommierten Architekten und Hochschullehrers an der Technischen Hochschule München, Theodor Fischer, errichtet. Beckers selbst zählt – nach ersten Erfahrungen bei dem bedeutenden Kirchenarchitekten Dominikus Böhm in den 1930er-Jahren – eigentlich zu den herausragenden Kirchenarchitekten des vergangenen Jahrhunderts in Ostbayern.

Hans Beckers tritt hier mit einer seiner eher seltenen Profanbauten in Erscheinung, der in einer eleganten und ausgesprochen modernen Sprache agiert, welche ihre Vorbilder im Wesentlichen in Skandinavien hat. Als direkte Bezüge sind die Architekturen des Dänen Arne Jacobsen und des Schweden Sven Markelius zu nennen, aber auch Alvar Aaltos finnische Bauten der 1950er-Jahre mit ihrem feinsinnigen Materialkontrast aus weiß verputzten Wandflächen und Sichtziegelmauerwerkswänden.

In der Prüfeninger Straße schuf Beckers ein großartiges Gesamtkunstwerk, das sich bis in präzise detaillierte Fliesenbodenmuster und andere Ausstattungsdetails wie Wandvertäfelungen, Vitrinen und Geländer fortsetzt. Das Tragwerk in Skelettbauweise und die Auflösung der Fassaden in lichte Bandstrukturen korrespondieren wunderbar mit der lockeren Anordnung der gesamten Gebäudegruppe, deren Grundrisse weitgehend einhüftig – also mit seitlich belichteten Fluren – organisiert sind und damit hohe Raumqualitäten mit Einblicken in begrünte Innenhöfe erlauben.

Ein Detail: die hochwertigen, künstlerischen Wandgestaltungen

Beide Bauabschnitte zeichnen sich durch sehr hochwertige, künstlerische Wandgestaltungen aus: Den Wenz-Bau ziert in der östlichen Treppenhausspirale ein bühnenbildhafter Zyklus des Künstlers und Wahl-Regensburgers Jo Lindinger aus der Erbauungszeit, der in der uralten Enkaustik-Maltechnik den Betrachtenden emblematisch durch verschiedene Epochen der Baugeschichte begleitet.

Das Eingangsfoyer im Beckers-Bau wurde von dem gebürtigen Breslauer Willi Ulfig geschaffen, der zur selben Zeit an der bedeutenden Kunstakademie seiner Heimatstadt studierte, als dort der weltbekannte ehemalige Bauhausmaler Oskar Schlemmer wirkte. Unschwer erkennbar ist dieser Einfluss auf Ulfigs abstrakte Menschendarstellungen, die ihre Plastizität und Spannung durch hell-dunkel kontrastierende, geometrisch scharf konturierte Flächen erfahren.

Diese ebenfalls in Enkaustiktechnik gemalten menschlichen Figurenzyklen werden überdies in magisch-sphärische oder arkadische Landschaften und Tätigkeitsbereiche hineinkomponiert und überziehen großformatig über zwei Geschosse reichend die Ost- und Südwand des offenen Treppenhauses beim sogenannten „Präsidenten-Eingang“. Außerdem waren ursprünglich alle Innenräume und Flure, sowie die Brüstungsbereiche der Außenfassaden in einem schlüssig komponierten farblichen Gesamtkonzept arrangiert, von dem Teilbereiche bereits wieder rekonstruiert werden konnten. Hier ist von einer engen Zusammenarbeit des Künstlers Willi Ulfig mit dem Architekten Hans Beckers auszugehen.

Ein Dokument von hoher Dichte und Aussagekraft

Gebäude und Ausstattung des ehemaligen Polytechnikums an der Prüfeninger Straße 58 bilden eine für ihre Entstehungszeit typische Einheit von sehr hohem architektonischem und künstlerischem Qualitätsniveau. Regensburg verfügt damit über ein in Bayern nur noch selten anzutreffendes zeitgeschichtliches und bauhistorisches Dokument von hoher Dichte und Aussagekraft aus der Zeit des westdeutschen Wiederaufbaus der Adenauer-Ära.

Für die OTH Regensburg bedeutet dies eine tolle Besonderheit mit nahezu Alleinstellungscharakter, verbunden mit großen Chancen und großem Potenzial, auf die die Hochschule stolz sein kann.

Die Gebäude der OTH Regensburg in der Prüfeninger Straße 58 wurden unter Denkmalschutz gestellt und genießen damit besonderen Schutz und Förderung. Auf dem Bild der Windfang im "Präsidentenbau".
Die Gebäude der OTH Regensburg in der Prüfeninger Straße 58 wurden unter Denkmalschutz gestellt und genießen damit besonderen Schutz und Förderung. Auf dem Bild der Windfang im "Präsidentenbau".
Wandmalerei in den Gebäuden am Standort Prüfeninger Straße von Willi Ulfig. Seine Arbeiten lassen den Einfluss Oskar Schlemmers erkennen.
Wandmalerei in den Gebäuden am Standort Prüfeninger Straße von Willi Ulfig. Seine Arbeiten lassen den Einfluss Oskar Schlemmers erkennen.
Der Osteingang der Prüfeninger Straße.
Der Osteingang der Prüfeninger Straße.
Flur mit rekonstruierter Farbfassung. Fotos: Stefan Krabatsch
Flur mit rekonstruierter Farbfassung. Fotos: Stefan Krabatsch