„Monster oder Motivator?“

Nachhaltigkeitsberichtspflicht nach CSRD als zentrales Thema beim 5. Afterworkseminar der OTH Regensburg

Das Afterworkseminar als besonderes Weiterbildungs- und Netzwerkformat der OTH Regensburg war mit spannenden Vorträgen, Diskussionsrunden und rund 50 Gästen erneut sehr gefragt.

Nach dem erfolgreichen Auftakt im Jahr 2018 fand auch das fünfte Afterworkseminar unter dem Motto „Wissen am Abend“, welches das Zentrum für Weiterbildung und Wissensmanagement (ZWW) der OTH Regensburg veranstaltete, großen Anklang. Rund 50 Teilnehmende informierten sich und diskutierten zum Thema „Herausforderungen bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung“. Dr. Maja Stojanović-Blab, Referentin für Nachhaltigkeit der OTH Regensburg, sowie Nico Irrgang, Senior Manager bei PwC München, konnten für einen Impulsvortrag sowie einen Bericht aus der Praxis gewonnen werden. Das jährlich stattfindende Afterworkseminar soll eine Plattform bieten, um sich kurz und kompakt zu einem aktuellen Thema informieren und austauschen zu können.

Die Herausforderungen bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD-Richtlinie) der EU sind seit dem Jahr 2023 sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis in aller Munde. Was bisher als Empfehlung galt, ist nun gesetzlich geregelt.

Dr. Stojanović-Blab berichtete exemplarisch über eine der schlimmsten Umweltkatastrophen der Geschichte, bei der 2010 durch eine Explosion auf der BP-Ölbohrplattform „Deepwater Horizon“ etwa 800 Mio. Tonnen Rohöl in den Golf von Mexiko geflossen sind und monatelang als Ölteppich umhertrieben. Im Nachhaltigkeitsbericht des verantwortlichen Unternehmens wurde zu jener Katastrophe jedoch keine Aussage getroffen. Mit der genannten EU-Richtlinie kann ein solcher Vorfall künftig nicht mehr verschleiert werden. Ein Meilenstein, der allerdings auch viel Arbeit für die europäische Unternehmenslandschaft bedeutet. Neben der Finanzberichterstattung muss ab 2024 auch die Nachhaltigkeitsberichterstattung nach ESRS (European Sustainability Reporting Standards) verpflichtend umgesetzt werden. Nicht-EU-Unternehmen mit Niederlassung und Tochterunternehmen in der EU sind ab 2028 berichtspflichtig.

Somit nimmt die EU hier eine globale Vorreiterrolle ein. „Greenwashing“ wird künftig immer schwieriger, denn die neue EU-Richtlinie sorgt für mehr Transparenz und Verantwortung bei den betroffenen Unternehmen. Auf der anderen Seite betrachten viele Firmen die Nachhaltigkeitsberichterstattung als eine enorme Aufgabe, so Nico Irrgang im Rahmen seines Praxisberichts. Er zeigte anhand aktueller Studien und Fallbeispiele auf, inwieweit die CSRD-Vorgaben bisher umgesetzt werden konnten und mit welchem Aufwand dies verbunden ist. Zahlreiche Fragen aus dem Publikum machten deutlich, dass viele der Anwesenden innerhalb des Unternehmenskontext‘ selbst davon betroffen sind und besonders mit dem Zeit- und Kostenfaktor für die Umsetzung hadern. Neben einer Vielzahl verpflichtender Kriterien, die dabei entlang der gesamten Wertschöpfungskette betrachtet werden müssten, können weitere unternehmensspezifische Aspekte hinzukommen, wie beispielsweise der Themenkomplex Cybersecurity. Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie die CSRD schließlich innerhalb der Unternehmensstrukturen verankert wird und wer diese verantwortet.

Die CSRD-Richtlinie mag aktuell noch im Gewand eines „Monsters“ erscheinen. Allerdings werde sich im Laufe der Zeit eine Kontinuität einstellen, ebenso wie es bei der Finanzberichterstattung zu beobachten war, ermutigten die beiden Dozierenden die Anwesenden. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung kann die grüne Transformation vorantreiben und zahlreiche Chancen mit sich bringen, die sich durch die Fokussierung auf Nachhaltigkeit ergeben – somit bleibe zu hoffen, dass das ursprüngliche „Monster“ schließlich den Wandel hin zu einem „Motivator“ für eine grüne Zukunft vollziehe.

Im Anschluss an die Vorträge kamen Dr. Stojanović-Blab und Irrgang mit den Teilnehmenden zu einem Get-together zusammen, um sich bei einem Imbiss auszutauschen und zu vernetzen. 

Auch das ZWW nimmt das Thema Nachhaltigkeit künftig umfassender in das Weiterbildungsangebot der OTH Regensburg auf. So ist für 2025 das berufsbegleitende Hochschulzertifikat "Nachhaltigkeitsmanagement und -berichterstattung" unter der Leitung von Dr. Maja Stojanović-Blab geplant. In Kürze kann auch das eintägige Fachseminar "Nachhaltigkeit in Supply Chains" besucht werden.

Ein Mann und eine Frau stehen vor einer Wand mit einem Kunstwerk.
Die beiden Vortragenden: Nico Irrgang und Dr. Maja Stojanović-Blab. Foto: Petra Schmöller/OTH Regensburg
Personen stehen um mehrere Stehtische in Gruppen zusammen.
Die Teilnehmenden des Afterworkseminars tauschten sich bei einem Get-together angeregt aus. Foto: Petra Schmöller/OTH Regensburg