Forschungsprojekt "Creating NEBourhoods together"

OTH-Professor traf Ursula von der Leyen

Prof. Andreas Müsseler von der Fakultät Architektur der OTH Regensburg stellte der EU-Kommisionspräsidentin das Teilprojekt "Wohnen Weiterbauen" vor.

Im Rahmen des von der EU geförderten Projekts „Creating NEBourhoods together“ ist der Münchner Stadtteil Neuperlach ins Zentrum der Öffentlichkeit gerückt: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen besuchte den Ausstellungspavillon des Projekts. Hier traf sie auch auf Prof. Andreas Müsseler von der Fakultät Architektur der OTH Regensburg. Er arbeitet mit seinem Team am Teilprojekt „Wohnen Weiterbauen“.

Was seit 1967 im Münchner Südwesten als Großwohnsiedlung angelegt wurde, ist heute ein Stadtteil mit rund 55.000 Bewohnern, der von massiven Wohnungsbauten dominiert wird, die bis zu 18 Geschosse hochragen. Die inzwischen in die Jahre gekommenen Bauten sind sanierungsbedürftig. Das Projekt NEBourhoods soll aufzeigen, wie diese Sanierung unter sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten am besten gelingen kann. Das Teilprojekt „Wohnen Weiterbauen“, bei dem die OTH Regensburg gemeinsam mit der TU München (Lehrstuhl Prof. Andreas Hild) systematische Lösungen erarbeitet hat, wie die Wohngebäude in Neuperlach im Sinne des Neuen Europäischen Bauhauses (NEB) flexibel genutzt werden können, hat jetzt in einer Ausstellung seine Ergebnisse gezeigt. „Die technisch notwendige Sanierung nutzbar machen für die soziale Aufwertung der Wohnungen – das war unser Ansatz“, erklärt Prof. Andreas Müsseler.

Wintergarten-Module sorgen für Wohnraumvergrößerung

Gemeinsam mit den Akteuren an der TUM und Caroline Dietlmeier, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der OTH Regensburg, entstand ein Konzept, das eine bewohnbare Fassadendämmung in Form von elementierten Wintergarten-Modulen in den Mittelpunkt der Sanierung stellt. „Durch die vorgebauten Wintergärten ist eine Wohnraumvergrößerung von 10 bis 20 Prozent möglich; die neu entstandenen Räume können als Spielzimmer, Home-Office-Platz oder Leseecke individuell genutzt werden“, sagt Prof. Müsseler. Dadurch werde auch den veränderten Wohnbedürfnissen etwa in Wohngemeinschaften oder Patchwork-Familien Rechnung getragen. „Das in den 60ern und 70ern für diese Geschosswohnungen vorgesehene Vater-Mutter-Kind Modell wird transformiert in ein Modell, das den Träumen der Bewohner Raum geben soll.“ Damit auch barrierefreies Wohnen vor allem für die vielen Senioren des Viertels möglich wird, soll das Regalsystem der Wintergärten-Module ergänzt werden durch einen Anbau an das Treppenhaus, in dem neue, barrierefreie Wohnungen entstehen können.

Damit eine solche Sanierung ökologisch sinnvoll und wirtschaftlich leistbar ist, hat Caroline Dietlmeier seit dem Frühjahr 2023 Zahlen und Daten gesammelt und ausgewertet. „Der ökologische Fußabdruck kann mit unserem Regalsystem deutlich gesenkt werden“, sagt Caroline Dietlmeier. Im Vergleich zu Abriss und Neubau etwa kann es das Pro-Kopf-CO2-Budget sogar unterbieten. Und auch in Sachen Rendite kann das System punkten: Für Eigentümer ergibt sich mit der Wintergarten-Dämm-Variante inkl. Anbau am Treppenhaus eine realistische Rendite.

"Stadtumbau ist ein langer Prozess"

Mit der Ausstellung zum Sanierungskonzept „Wohnen Weiterbauen“ ist ein erster Schritt gemacht, um allen Beteiligten aufzuzeigen, was in München-Neuperlach möglich wäre. Was davon letztlich in die Tat umgesetzt wird, steht auf einem anderen Blatt: „Neuperlach steckt stadtgeschichtlich gesehen noch in den Kinderschuhen“, sagt Prof. Müsseler und fügt hinzu: „Stadtumbau ist ein langer Prozess, der viel Zuwendung und Empathie braucht. Wir stehen dazu mit unserer wissenschaftlichen Expertise auch weiterhin gerne zur Verfügung.“

Bei ihrem Besuch im Ausstellungspavillon des Projekts "Creating NEBourhoods together", stellte OTH-Professor Andreas Müsseler der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Forschungsarbeit seines Teams vor. Foto: Patrik Thomas