Zahlreiche Fachleute aus den Bereichen Physiotherapie, Rehabilitation sowie Patientinnen und Patienten und Ärztinnen und Ärzte kamen am 1. April zu einem spannenden Vortrag über Prähabilitation an die OTH Regensburg. Der Referent, Prof. Joachim Grifka, leitet die Forschungsstelle für Orthopädie und Ergonomie an der OTH Regensburg, wo er zusammen mit seinem Team zu verschiedenen Themen forscht.
In Deutschland sind rund neun Millionen Menschen von behandlungsbedürftiger Arthrose betroffen, insbesondere an Hüfte und Knie. Prof. Grifka betonte die Bedeutung, zunächst alle konservativen Behandlungsmethoden auszuschöpfen. Der Vortrag vermittelte wertvolle Einblicke in die innovative Fettstammzellen-Transplantation als Therapie, um einer Prothesenoperation zu begegnen.
Vorab-Informationen fördern eine schnelle Genesung
Wenn ein künstliches Gelenk unausweichlich ist, setzt Prof. Grifka auf eine gezielte Vorbereitung. In einer Welt, in der wir uns auf alles Mögliche vorbereiten – sei es ein neuer Job, eine Prüfung oder eine Reise – wird oft übersehen, dass auch der Weg zur OP eine gründliche Vorbereitung erfordert. Viele Menschen gehen ohne ausreichendes Wissen in die Operation und sehen sich danach unerwarteten Herausforderungen gegenüber. Der Vortrag verdeutlichte, wie wichtig es ist, Patientinnen und Patienten bereits vor der Operation mit den richtigen Informationen und Verhaltensmaßnahmen auszustatten, um eine schnelle Genesung zu fördern. Prof. Grifka hat gemeinsam mit dem Physiotherapeuten und Leistungssportler Josef Maurer sowie Dr. Ralph Paloncy vom Zentrum für ambulante Rehabilitation (ZAR) Regensburg ein ausgefeiltes Prähabilitationskonzept mit Trainingsübungen und gezielten Vorbereitungsmaßnahmen entwickelt.
Dieses dezidierte Prähabilitationsprogramm ist eine wichtige Weiterentwicklung für das sogenannten Fast-Track-Verfahren. Bei dieser Operationstechnik schiebt Prof. Grifka die Muskulatur mit den Fingern auseinander, anstatt sie wie üblicherweise zu durchschneiden. Das Durchschneiden der Muskulatur führt zu Blutung und Schmerzen und braucht Zeit zum Verheilen, manchmal mit Vernarbung und Schwäche der Muskulatur.
Die Patienten benötigen keine Vollnarkose, sondern bekommen eine Teilnarkose des betroffenen Beines und schlafen während der OP. Zudem setzt Prof. Grifka auf Lokalanästhesie in der Tiefe und ein Blutstillungsmittel. Bereits zwei bis drei Stunden nach der Operation kann der Patient selbstständig aufstehen und zur Toilette gehen. Unannehmlichkeiten, wie eine Bettpfanne und Hilflosigkeit werden vermieden. Diese Herangehensweise kommt auch älteren Patienten zugute, da sie dadurch schneller wieder mobil sind.
Reger Austausch bei interdisziplinärer Networking-Session
Nach dem Vortrag hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, Fragen zu stellen und miteinander zu diskutieren. Besonders eindrucksvoll war der Beitrag einer Patientin, die über ein Jahr hinweg unter starken Hüftschmerzen und einem nahezu versteiften Hüftgelenk litt. Prof. Grifka führte ihre Operation im Jahr 2021 in einer Live-Übertragung vor Fachpublikum durch. Dieser praxisnahe Einblick unterstrich nicht nur die Relevanz der Prähabilitation, sondern auch die positiven Auswirkungen innovativer Behandlungsmethoden auf die Lebensqualität der Patienten.
Im zweiten Teil des Events bot sich eine hervorragende Gelegenheit zum Networking. Florian Fundeis vom Business Network international (BNI) Ostbayern leitete die Networking-Session. Fachleute verschiedener Disziplinen und Patientinnen und Patienten hatten die Gelegenheit, sich auszutauschen, neue Ideen zu diskutieren und potenzielle Kooperationen zu knüpfen. Diese Art von Vernetzung ist entscheidend, um die Patientenversorgung kontinuierlich zu verbessern und innovative Ansätze in der Prähabilitation voranzutreiben.