Am 1. August 1964 drehte die ehemalige Regensburger Straßenbahn auf den Schienen der Stadt ihre letzte Runde, danach wurde der Betrieb eingestellt. Triebwagen und Wagons wurden nach Darmstadt verkauft. Von dort holte die Stadt Regensburg im November 1990 einen Straßenbahnzug zurück und deponierte ihn seither an unterschiedlichen Standorten der Stadt, zuletzt fernab der Öffentlichkeit in einer Halle im Regensburger Osten.
Die im Jahre 2014 gegründete Interessengemeinschaft Historische Straßenbahn Regensburg e.V. engagiert sich seither für die Restaurierung und die Wiederinbetriebnahme der historischen Straßenbahn. Ein erster Meilenstein war die 2018 durchgeführte Restaurierung eines Beiwagens. Das nächste große Projekt ist die Restaurierung des elektrischen Triebwagens.
Um zuvor die Fahrtüchtigkeit der beiden Antriebsmotoren zu untersuchen und zu testen, nahm der Verein Kontakt zur Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) auf, konkret zum Labor Elektrische Maschinen und Antriebstechnik, das von Prof. Anton Haumer und Prof. Dr. Bernhard Hopfensperger geleitet wird.
Nach 30 Jahren Stillstand Motorentest erfolgreich
Als sich mit Start des Wintersemesters 2020/2021 der Elektrotechnikstudent Jakob Hiltl im Rahmen seiner Bachelorarbeit dieser Thematik begeistert annahm, konnte es nach Vorbereitungen mit dem Test der beiden 60-kW-Antriebsmotoren im November 2020 losgehen. Für Messungen an den Elektromotoren wurde der Triebwagen um wenige Zentimeter aufgebockt, sodass die Räder freistanden. Als die Motoren nach der Verkabelung zu drehen begannen, war die Freude bei allen Beteiligten groß. Nach 30 Jahren Stillstand war der Motorentest damit erfolgreich. Jakob Hiltl konnte nebenher genügend Messdaten erfassen, die ihm nun als Basis für ein Simulationsmodell des Triebwagens dienen.
Der alte Triebwagen soll Ende 2021 fertig restauriert und einsatzfähig sein. Die Arbeitsergebnisse von Jakob Hiltl werden daran einen großen Anteil haben.