Symposium mit spannenden Beiträgen aus der Praxis

Aus Praxis und Wissenschaft für die Praxis: Unter diesem Motto organisierte Prof. Dr. Frank Herrmann zusammen mit der TH Deggendorf ein Symposium, das sich mit dem Thema "Process Analytics" befasste.

Es war die Planung mittels Nutzung von Daten in Unternehmen, die am 21. Oktober 2020 thematisch im Fokus der virtuellen Veranstaltung "Process Analytics" stand. Die gemeinsam von der Technischen Hochschule Deggendorf und dem Kompetenzzentrum Software Engineering (CC-SE) der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) durchgeführte Veranstaltung wurde von Prof. Dr. Frank Herrmann (OTH Regensburg) und Dr. Stephan Scheuerer (TH Deggendorf) organisiert. 

Gemäß dem Motto "aus der Praxis und Wissenschaft für die Praxis" hielten Vertretungen renommierter Firmen einschlägige Fachvorträge. Von den über 300 Anmeldungen kamen etwa 250 aus Unternehmen, bei den restlichen Teilnehmenden handelte es sich um Studierende und Hochschulangehörige. An der Veranstaltung selbst, die online stattfand, nahmen bis zu 178 Personen teil. Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet, was einige, die früher gehen mussten, nutzen konnten, um das Verpasste nachzuholen.

Nach seiner Begrüßung der Mitwirkenden und einem Einblick zu den geplanten Vorträgen erläuterte Prof. Dr. Scheuerer das Thema "Process Analytics". Anschließend stellte Prof. Dr. Herrmann den ersten Referenten, Dr. Julian Englberger von der Boston Consulting Group, vor, der in einem kooperativen Promotionsverfahren mit der Technischen Universität Dresden über Produktionsplanung promoviert und methodisch und wissenschaftlich auf dem Stand der Technik ist. 

Was ist bei der Produktionsplanung im Unternehmen möglich?

Dr. Englberger, der bei der Boston Consulting Group als Experte für Produktions- und Supply Chain Management eingesetzt ist, und zwar insbesondere für Produktionsplanung, sieht, was bei der Produktionsplanung in Unternehmen möglich ist und was nicht. Und vor allem: er versteht auch warum. In seinem Vortrag warf er einen Blick auf die Produktionsplanung in der Praxis – angefangen bei den typischen Entwicklungsstufen der Produktionsplanung bis hin zum Einsatz einer mathematischen Optimierung der Produktionsplanung. Vor allem für die Industrie sei eine gute Produktionsplanung im Sinne von "Advanced Planning" – also basierend auf mathematischen Modellen – besonders wichtig, so der Referent. Ferner stellte er typische Anzeichen in einem Unternehmen vor, die auf Probleme in der Produktionsplanung hindeuteten.

Die nächsten beiden Vorträge wurden von Prof. Dr. Scheuerer, der letzte von Prof. Dr. Herrmann eingeführt. Referent Jörg Frenzel ist als Director of Digital Processes leitender Prozessmanager innerhalb der Conrad Gruppe. Entsprechend seiner Aufgabenstellung legte er den Fokus darauf, inwiefern sich die operativen Prozesse in ihrer Wertschöpfung im Sinne der strategischen Ziele des Unternehmens weiterentwickeln bzw. verbessern und transformieren ließen. Dabei kam der Automatisierung sowie der digitalen Prozessinnovation eine hohe Bedeutung zu. Des Weiteren besprach er folgende Fragen: Bedeutet die Unterstützung und Automatisierung digitaler Prozesse automatisch den Einsatz von Technologien wie AI, ML oder RPA? Wie sieht ein "Digital Process Improvement"-Team aus? Und was braucht man dafür?

Wie lässt sich die Belegung von Werkzeugmagazinen optimieren?

Nach einer kurzen Pause ging es um die Optimierung bei der Belegung von Werkzeugmagazinen. Dies ist eine zentrale Aufgabe in der Forschung und Entwicklung bei Siemens in München, die in der Kernkompetenz von Dr. Christian Royer liegt. Sehr anschaulich erläuterte der Mathematiker und Experte für Optimierung die Relevanz dieser Aufgabe und stellte das Auf und Ab bei der Lösungsfindung unter den engen zeitlichen Rahmenbedingungen dar. Interessant waren seine Überlegungen rund um die Nutzung künstlicher Intelligenz, neuronaler Netze und lernender Verfahren im Allgemeinen. Dabei ging er nicht nur auf Heuristiken ein, sondern widmete sich der Frage nach den besten Zeitpunkten für die Umsortierung der Werkzeuge im Magazin und ob die Maschine stillstehen müsse.

Wie lässt sich die Rüstzeit minimieren?

Florian Zier und Dr. Frederick Lange von der Maschinenfabrik Rheinhausen sind dort als Prozessgestalter und Optimierungsexperten tätig. In ihrem Vortrag erläuterten sie die Rüstzeitminimierung durch den Einsatz von Simulation und Optimierung. Die Ausgangslage: Bei der Fertigung von Hohlverbundisolatoren fallen hohe Rüstzeiten an. Durch eine optimale Einplanung der Produktionsaufträge soll der Rüstaufwand minimiert und sollen weitere prozesskritische Restriktionen erfüllt sein. 

Wie mit dem ersten Vortrag deutlich wurde, ist sich die Wissenschaft darin einig, dass die Rüstzeitminimierung äußerst relevant ist. Leider sind die Verfahren dazu sehr laufzeitintensiv. Durch Simulation kann man zum Beispiel vielfach den Suchraum für eine Optimierung so reduzieren, dass deutlich geringere Rechenzeiten auftreten. Gerade für die Nutzung von Simulationsexpertise arbeitet die Maschinenfabrik Rheinhausen in einem großen Forschungsprojekt mit, wobei die Simulation mit eMPLant erfolgt. Die vom Referenten dargelegten Ergebnisse waren beeindruckend. Um die Zuhörerschaft für den Einsatz der Optimierung in ihren Unternehmen zu motivieren, gingen die Referenten auf besondere Herausforderungen bei der Einführung von Optimierungssoftware ein und konnten die Überlegungen von Dr. Englberger bestätigen.

Abschließend sprach Prof. Dr. Herrmann über die von ihm wahrgenommene Diskrepanz zwischen den Möglichkeiten der Planung und dem, was in den Unternehmen tatsächlich gemacht würde. Zudem sei er sehr erfreut darüber, dass es in der Praxis zunehmend besser gelinge, das Mögliche möglich zu machen. Die Vorträge sprächen für den weiterhin starken Wandel. 

Ausblick

Ziel dieser Veranstaltung ist es, Impulse zu geben, um den Wandel in den regionalen Unternehmen anzuregen. Die nächste Veranstaltung soll im Herbst 2021 an der TH Deggendorf stattfinden.