Welche Erziehungsstile gibt es? Wie identifiziert man Lerntypen bei Kindern? Welche Auswirkung haben bestimmte Verhaltensweisen der Eltern auf die Entwicklung des Kindes? Erziehung stellt viele Eltern vor Herausforderungen und Fragen. Um einige dieser Fragen zu klären, organisiert das Familienbüro der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) regelmäßig Informationsveranstaltungen. Unter dem Titel "Was macht das mit meinem Kind – Denkanstöße zur Erziehung" vermittelten Katrin Liebl und Karolin Borlinghaus vom Familienbüro den 15 Teilnehmenden bei einem Vortrag am 19. Mai 2021 einen umfassenden Einblick in die Erziehungsarbeit.
Als Einstieg machten die Referentinnen darauf aufmerksam, dass Erziehung nicht nur ein Recht, sondern eine Pflicht von Eltern sei. Dies sei mit durchaus praktischen Anweisungen sowohl im Bürgerlichen Gesetzbuch als auch im Familienrecht geregelt. „Erziehung hat sich innerhalb weniger Generationen grundlegend gewandelt: Während in der Zeit um den Zweiten Weltkrieg klare Strukturen und Disziplin herrschten, die Kinder jedoch oft sich selbst überlassen waren, wurde die Erziehung Ende der 1960er-Jahre liberaler. Die antiautoritäre Erziehung war jedoch nicht immer positiv, sondern führte auch zu einem ausgeprägten Grad an Aggressionen“, erklärte Katrin Liebl. Heute sei zu beobachten, dass Eltern die Partner*innen ihrer Kinder sein wollen. Ein Überangebot an Spielsachen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie eine inkonsequente Wertevermittlung führten jedoch dazu, dass sich einerseits das Phänomen der "Helikoptereltern" herausbildete und andererseits Erziehung als anstrengend und nicht leistbar empfunden würde.
Die Wahl des richtigen Erziehungsstils
Die Referentinnen erklärten die Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Erziehungsstilen wie autokratisch, demokratisch, demokratisch-autoritativ, laissez-faire, permissiv-verwöhnend und vernachlässigend sowie deren Folgen auf die Entwicklung des Kindes. Um den richtigen Erziehungsstil zu finden, müsse man auf verschiedene Lerntypen von Kindern achten und sich darüber im Klaren sein, dass auch Geschwister nicht alle gleich behandelt werden können, da jedes Kind anders sei und somit auch unterschiedliche Bedürfnisse habe. Verschiedene Erziehungsmittel, wie Gewalt, Lob, Verbote, Bestrafung, Belohnung, Drohung oder Kontrolle wurden ebenso besprochen wie elterliches Verhalten, z. B. Konsequenz und Inkonsequenz, Empathie, Grenzen setzen oder das Kind einfach "machen lassen". Die Folgen dieser Erziehungsmittel für das Kind und was diese auslösen und bewirken können, wurden jeweils aus der Sicht des Kindes beleuchtet.
„Viele Eltern erwarten, dass Kindertagesstätten und Schulen die Erziehung ganz oder teilweise übernehmen“, bemerkte Karolin Borlinghaus und fuhr fort: „Kinder verbringen sehr viel Zeit mit Fremdbetreuung, darum soll die Zeit in der Familie möglichst positiv gestaltet werden. Eltern kommen oft erschöpft von der Arbeit nach Hause, haben ein schlechtes Gewissen, dass sie zu wenig Zeit für die Kinder haben und verwöhnen sie dann eher, anstatt einer konsequenten Erziehung nachzugehen.“ Das sei ein Problem, denn Erziehungseinrichtungen seien familienergänzende, keine familienersetzende Einrichtungen und können nicht alles ausgleichen und auffangen. Klare Regeln und Grenzen seien wichtig, um Kinder auf das gesellschaftliche Miteinander vorzubereiten: „Ein Kind nimmt keinen Schaden, wenn es sich an Regeln halten muss, Konsequenzen seines Handelns zu spüren bekommt oder ein Verbot akzeptieren muss. Es darf auch mal trotzig sein, weinen oder toben, davon wird es nicht krank oder erleidet psychische Schäden. Im Gegenteil“, so Karolin Borlinghaus.