Was passiert, wenn menschliche Arbeit in Zeiten von technischem Fortschritt und künstlicher Intelligenz im Wirtschaftssektor nicht mehr nötig ist? Was ist, wenn uns Klima und Umwelt zu anderen Formen der Arbeit zwingen? „Post Work“ klingt nach einer Antwort. Der Lehrbeauftragte Georg Milde von der Fakultät Architektur der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg), Raphael Gielgen, Trendscout beim Möbelhersteller Vitra, und Sebastian Knopp, Kultur- und Kreativwirtschaft der Stadt Regensburg, nahmen das Szenario zum Anlass und riefen den „Post Work Hackathon“ aus.
Der Trendscout Raphael Gielgen fragte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer: „Wie könnte eine Welt aussehen, wenn Arbeit, wie es sie heute gibt, in Zukunft nicht mehr existiert?“ Raphael Gielgen erklärte, die „Post Work Economy“ beschreibe ein Leben mit stark reduzierter oder ganz ohne Arbeit. Im Vordergrund stünden dagegen Zeit und Energie für Familie, Freundinnen und Freunde, Hobbys und Aufgaben, welche die Gesellschaft stärken. Ein „Post Worker“ hätte, entgegen dem jetzigen Standard, genügend Zeit. Gielgen zeigte sich in seiner Ausführung überzeugt, dass die Entwicklung hin zu alternativen Formen der Arbeit nicht aufhaltbar sei. So solle nach Gielgen heute bereits aktiv angepackt und es sollten zudem andere Gedankengänge zugelassen werden, um für die Zukunft gewappnet zu sein.
Ideen für ein Regensburg im Jahr 2029
Der Ideen-Workshop im Degginger motivierte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Nachdenken über ein Regensburg im Jahr 2029, in dem die klassische Industrie nicht mehr vorhanden ist oder Bürgerinnen und Bürger weder zu Hause arbeiten können noch im Betrieb arbeiten wollen. Um die Kreativität der Teilnehmenden anzuschüren, stellte Gielgen einen Gewinn in Form eines modischen Stuhls in Aussicht.
Eifrig skizzierten die Teilnehmenden den ganzen Tag lang in insgesamt sieben Gruppen Masterpläne für ein zukünftiges Regensburg. Im Fokus stand dabei immer der Mensch selbst mit seinen Bedürfnissen und Vorstellungen für eine Zeit nach der Ära der Arbeit, für ein „Post Work Regensburg“. „Alle waren sofort beim Menschen“, freute sich Gielgen. Die gesammelten Ideen wurden allesamt innerhalb des eintägigen Workshops ausgearbeitet und vorgestellt. Im Anschluss bewertete die Jury aus Prof. Dr. Rosan Chow, Fakultät Architektur der OTH Regensburg, Schriftstellerin Carola Kupfer, Stadtführer und Architekt Joachim Buck sowie Philipp Berr, Leitung der Abteilung Wissenschaft, Technologie und Cluster bei der Stadt Regensburg, die innovativen Konzeptionen. Am Ende einigte sich die Jury auf zwei erste Plätze.
Ein Gewinnerteam von der OTH Regensburg
Eine Gewinnergruppe war „My Contribution“, bestehend aus Beteiligten des Hochschulverbunds Transfer und Innovation Ostbayern (TRIO) von der OTH Regensburg. Das Team „My Contribution“ mit Victoria Böhm, Isabella Hastreiter und Sebastian Wittmann stützte sich auf die Annahme, dass bereits in zehn Jahren nicht mehr genügend klassische Lohnarbeit zur Verfügung stünde. Dennoch könne der Mensch der Zukunft durch ein Online-Matchingverfahren seiner Stärken, Interessen, Werte und Erfahrungen Aufgaben zugeteilt bekommen, die er gegen Bezahlung annehmen könne.
Teil des Plans war außerdem, Projekte aus dem sozialen und Freizeitbereich für Arbeit- und „Lebenswochen“ zu planen. Der Vorteil sollte darin bestehen, dass sich Menschen zusätzlich zu üblichen Professionen in ihrer neu gewonnenen Freizeit gesellschaftlich engagieren könnten.
Machbarkeit und visionäre Aspekte als Bewertungskriterien der Jury
Im zweiten Gewinnnerteam „c2c Consultants“ waren namentlich Chanel Washington von der Siemens AG, Christian Colceriu von der Krones AG und Dr. Johannes Scholz von der Syskron Holding GmbH. Auch „c2c Consultants“ verfolgte den Ansatz, dass ein Mensch neben seiner beruflichen Fähigkeit seine Interessen in der Gesellschaft einsetzen könnte.
Die klassische Aufgabenverteilung durch eine Führungskraft falle weg, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter suchen sich selbstständig Projekte, bei denen sie den größten Mehrwert stiften würden. Feste Arbeitsplätze existieren nicht mehr, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten über die Stadt verteilt in „Co-Working-Places“. Die Jury bewertete die Präsentationen nach ihrer Machbarkeit und nach visionären Gesichtspunkten – „auch über Grenzen hinaus“.